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20. Etappe – Nach Hause (19. April – )

Wir haben unsere 14-tägige Quarantäne auf dem Stellplatz Heicamp in Öhringen abgesessen und die Zeit genutzt, um uns im Internet nach einem neuen Auto umzusehen. Ein T5 soll es sein mit 140 PS, Allrad und als Wohnmobil umgebaut. Ranger und Nordstar-Kabine werden am 14. Mai in Gevelsberg beim Wohnkabinencenter auf den Hof gestellt und von der Versicherung begutachtet. Ich denke, dass Auto und Wohnkabine Totalschaden sind nach dem Unfall in der Türkei. Wir können nicht wie geplant in unser Haus im Rheingau umziehen, da sich die Kündigungsfrist unseres Mieters bis zum 1. Oktober hinziehen wird.

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19. Etappe – Spanien / Portugal (12. März – 15. April )

Zurück in Europa – diesmal für uns etwas ganz besonderes. Als wir für knapp 6 Wochen nach Marokko übersetzten, war in Europa noch alles in Ordnung. Jetzt bestimmen der geplatzte Flüchtlingsdeal mit der Türkei und Corona die Schlagzeilen. Man misst uns die Temperatur bevor wir an Bord gehen – ansonsten sind die Grenzformalitäten erstaunlich lässig. Wir werden auf beiden Seiten quasi durchgewunken. Erst später hören wir, dass wir eine der letzten regulären Fähren nach Europa erwischt haben.

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18. Etappe: Marokko (3. Febuar – 9. März)


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Wir sind jetzt zwei Tage in Marokko und uns ist klar, das hier wird das eigentliche Abenteuer unserer Reise vom Kaukasus in die Sahara. Marokko ohne Abenteuer – das geht gar nicht… Klar ist aber auch, dass wir hier noch mehr als bisher gezwungen sein werden, unser Selbstbild das “Reisende” und unser Verhältnis zum Gastland kritisch zu hinterfragen.

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17. Etappe: Tiflis – Tanger (25. November – 2. Februar 2020)

Unsere Kaukasus-Etappen sind erledigt und wir müssen uns langsam auf das nächste Ziel vorbereiten: Ende Januar wollen wir in Marocco sein, das sind rund 6000 Kilometer. Wir haben uns jetzt in Tiflis ein Appartement gemietet um in aller Ruhe ein paar Vorbereitungen zu treffen und zu planen. Außerdem: Es ist Winter im Kaukasus – und da ist es sehr kalt.

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16. Etappe – Azerbaijan (9. November – 24. November)

Exkurs I: Reiseinformationen “Mit dem Wohnmobil durch Azerbaijan”

Auf dem holprigen Weg zur Azerbaijanischen Grenze tut es einen Schlag und die Warnlampen im Ranger Cockpit schlagen Purzelbäume. Auch eine Fehlermeldung kommt: “AdBlue-Warnung – nach 500 Kilometern wird das Auto nicht mehr starten”. Zum Glück finden wir einen Markt, der AdBlue führt – was ein Wunder ist, denn wirklich NIEMAND braucht das hier… Ich fülle auf, aber die Fehlermeldung bleibt. Wir fahren nach Tiflis in die Ford-Werkstatt. Hier schraubt man den ganzen Tag herum, aber die Warnanzeige verschwindet nicht. Wir fahren los, um einen Platz für die Nacht zu finden, am nächsten Morgen wollen die Ford-Experten weitersuchen. Ist zum Glück aber nicht notwendig, denn als ich auf die Stadtautobahn einbiege erlischt die Warnmeldung. Hoffentlich war das jetzt der letzte Stolperstein auf dem Weg nach Baku. Der Service ist kostenlos, höre ich staunend.

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15. Etappe – Armenien (13. Oktober – 5. November )

Da wir für Azerbeijdschan nun doch ein Visum brauchen entschließen wir uns, die Armenienetappe vorzuziehen. Das liegt hier alles eng beieinander, trotzdem übernachten wir noch einmal auf georgischem Boden, weil es hier im Grenzland so herrlich einsam ist.

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14. Etappe – Georgien (14. September – 12. Oktober)

Exkurs I: Das Weingut Vacheishvili
Exkurs II: Abchasien und Süd-Ossetien
Exkurs III: Das Verhältnis Georgiens zu Russland
Exkurs IV: Der Waschlowani-Nationalpark

Wir sind etwa 650 Kilometer von der Georgischen Grenze, 900 Kilometer von Tiflis und etwa 1100 Kilometer von der russischen Grenze entfernt. Hier hätten wir in Wladikawkas das eigentliche Ziel unserer Reise erreicht.

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12. Etappe – Griechenland (1. Juni – 5. Juli 2019)

Update 28. Juni: Alles geht wieder!

Wir starten unsere Griechenlandetappe mit der Fahrt vom albanischen Gjirokaster nach Meteora in Thessalien. Wir passieren Lazarat und ich überlege, warum die Hochburg der albanischen Mafia ausgerechnet 10 Kilometer vom Geburtsort des Diktators Hodscha zu finden ist. Ein junger Mann, den ich darauf anspreche, erklärt mir, dass die alten Kader noch immer in den Führungspositionen sitzen und wenn sie zu alt werden, rücken die Söhne nach. Er erklärt mir den Fatalismus der Albaner: “Wenn die Politiker korrupt sind, dann zahlen wir eben keine Steuern!” Nur 50 % von EU-Ländern kommen auf den Baustellen an, der Rest versickert in den Behörden. Bei uns versickert das in Planungsbüros, bei Gutachtern und in Ausschüssen, der Unterschied ist die Legalisierung dieses Mittel-Abflusses.

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11. Etappe – Albanien (16. – 31. Mai 2019)

Wir verlassen dankbar und tiefenentspannt den Ohrid-See und erreichen nach wenigen Kilometern die albanische Grenze. Das Zusammenpacken und Aufbrechen dauert mittlerweile keine 15 Minuten. Wir entschließen uns, den Norden auszulassen und direkt ans Mittelmeer zu fahren. Tirana muss leider wegen der Unruhen gestrichen werden vom Reiseplan. Apropos Unruhen: Trump macht mir Sorgen, denn wir wollen eigentlich auch in den Iran. Mal sehen, wie sich das entwickelt.

Direkt hinter der Grenze treffen wir die Jungs vom Verein “Deutsche Humanitäre Hilfe Nagold e.V.”, die mit zwei Trucks an der albanischen Grenze auf die Zollabfertigung warten. Nur ein paar Minuten und ein paar Sätze reichen und wir wissen: “Das sind wieder so Typen, denen das normale Leben zu wenig ist und die tiefer schürfen wollen in ihren Möglichkeiten.”

Hier informieren

Wir fahren weiter Richtung Meer und erreichen Kavala. Auf dem Weg der erste Eindruck: Vom Armenhaus Deutschland nicht wirklich die Spur. Die Straßen sind gesäumt mit Ständen, wer seinen Wagen waschen lassen will muss nur rechts ran fahren.

Auf dem Campingplatz verkaufen zwei Mädchen Obst und Gemüse, die Wartezeit überbrücken sie kichernd mit ihrem Handy.

Die Albaner erscheinen mir sehr geschäftstüchtig – besonders diese beiden sehr sympathischen Exemplare

Der Campingplatz ist schön gelegen, aber eindeutig keine Karawanserei-Station in Richtung Osten. Die Menschen gehen aneinander vorbei, ein kurzer Hallo, das war’s. Hier werden wir nicht alt. Morgen werden wir weiter nach Vlore und dann nach Borsh fahren, wo wir vielleicht ein paar alte Bekannte vom Campingplatz Rino treffen, der uns jetzt schon fehlt.Vlore ist eine lebendige Touristenstadt und der Campingplatz ist wieder ganz nach unserem Geschmack und natürlich treffen wir sofort wieder nette Leute.

Und den Knüppel zum Hunde vertreiben immer dabei: Wer als Frau unterwegs ist muss wehrhaft sein: Michael aus Österreich und Jeanne aus der Schweiz.

Ab Vlorae geht es weiter zum legendären Llogara-Pass. Die Anhöhe markiert das Ende des Einflussbereiches von Alexander dem Großen und seiner Idee von “Groß-Griechenland”.

Frischerer Fisch geht nicht: Stand kurz vor dem Pass. Hier decken sich die umliegenden Hotels mit Fisch ein. Für Handwerker und Touristen wird der Fisch sofort zubereitet. Wir kaufen Brasse und Brataal für das abendliche Buffet.

Der Pass fasziniert mit fantastischen Weitblicken und die Albaner zeigen, dass Mut alles ist, was Autofahrer brauchen. In Albanien ist der Mercedes ein Statussymbol. Ich habe noch nie so viele alte S-Klassen auf einem Haufen gesehen.

Vorsicht Gegenverkehr!

Albanien nimmt auf der Südseite des Passes einen unwiderstehlichen mediterranen Charme an. Agaven, Kakteen und Palmen und das Leben findet auf den Straßen statt. Ich krame die Sonnenbrille raus, weil alles so licht, hell und strahlend ist. Und sauber: Albanien ist der bislang aufgeräumteste Balkan-Staat, den wir passieren.

Unser tolles, bestes und hypergeilstes Auto in seinem Element…

Wir erreichen die Bucht von Borsh und nach der Wegbeschreibung “wenn’s nicht mehr weitergeht dann rechts” treffen wir Ines und die Ostfriesen hier am Strand. Abends kommt der Fisch auf den Tisch und das Lagerfeuer kämpft erfolgreich gegen die Frische der Nacht an.

Ein feines Plätzchen direkt am Strand und kostenlos.

Am frühen Morgen kommt der Ziegenhirte auf ein Pläuschchen, bevor er seine Herde in direkter Linie den Fels hinauf treibt. Am Nachmittag müssen wir einen Fernseher finden, weil Alfred den Kickers aus Emden beim Aufsteigen zusehen muss.

Brennholz ist satt vorhanden.

Thema Sicherheit: Wie schon vorab in Rumänien haben wir in Albanien ALLE Vorurteile über Bord geworfen. Für mich ist mittlerweile klar: Die wirklich bösen Menschen leben in den führenden Industrienationen- vor denen sollten wir uns fürchen, nicht vor den Albanern, vor denen als allerletztes.

Wir haben hier weder diebisches Landvolk, abzockerische Parkplatzwächter noch korrupte Polizisten erlebt und ich frage mich nicht ein allererstes Mal auf dieser Tour: Wer hat einen Vorteil darüber, dass wie so schlecht über die Leute außerhalb Deutschlands denken?

Ein unglaublich nettes Volk diese Albaner…

Schlechte Nachrichten von unserem Iran-Kontakt: Mit dem Ford Ranger bekommen wir nur ein 5 Tage-Visum für den Iran und für 5 Tage lohnt der ganze Aufwand nicht. Vorläufiger Plan nach dem Wegfall Irans als Transit für den Rückweg: Nach dem Kaukasus werden wir Richtung Osten das Kaspische Meer umfahren bis zur Turkmenistanischen Grenze. Von hier aus denn per Schiff nach Baku in Aserbeidschan und dann entlang der türkischen Schwarzmeerküste nach Istanbul.

Ich ärgere mich über einen Kumpel, der meint, man müsse bei der Beurteilung von Albanien auch die Regierung kritisieren.. “Frag mal die Leute auf der Straße, was sie von ihrer Regierung halten.” Soll man Albanien kritisch sehen, nur weil hier eine vom Volk kritisierte Regierung an der Macht ist? Wem diene ich den damit??? Da frag ich doch lieber die Ziegen hinter’m Auto, was sie von so einer Logik halten…

Der dritte Tag in der Bucht von Borsh führt uns, Ines und die Ostfriesen hoch auf den Berg zur Burg von Borsh. Das baufällige Gebäude versprüht einen Hauch von Morbididät, der sich nur bei absolut orginalen und nicht restaurierten Denkmalen einstellt.

Die Burg von Borsh – ein absolut sehenswertes touristisches Kleinod abseits der eingetretenen Pfade
Der Turm der Kirche – oder Reste eines Minarettes? Hier ist neben Schwindelfreiheit auch Phantasie gefragt.

Auf dem Rückweg besuchen wir eine Restaurant, das mitten über einem Gebirgsfluss auf Stelzen steht.

Abends sitzen wir wieder am Lagerfeuer, auch Vera und Waclav aus Prag bringen etwas zu Essen mit – Wir braten Kartoffeln in der Glut und essen die Matjes, die Alfred schon seit Wochen durch Europa transportiert .

Auch ein starkes Team: Vera und Waclav aus der Tschechei

Mich beschäftigt die Frage, ob ich dieses Land bereisen darf, oder ob ich es aus Solidarität zu den Regierungskritikern bleiben lassen soll. Meine Güte: Wo fängt das an? Dann darf ich ja nicht mal mehr in die Uckermark fahren. Nein, ist schon gut so und die Albaner freuen sich über uns. Zumindest arbeiten wir hier bei Matjes und Raki im Rahmen unserer Möglichkeiten am Haus Europa.

Albanien wird mir als ein Land der skurillen Momentaufnahmen in Erinnerung bleiben.

Wir können Ines überreden, mit uns die Bergstrecke nach Vlora als Alternative zum Llogada-Pass zu versuchen, aber sie hat schon nach ein paar Kilometern “kein gutes Gefühl” und bricht ab.

Die Piste schlängelt sich durch das Gebirge im Hinterland von Himare. Ohne Allrad ist das eine echte Herausforderung. Wir brauchen am Ende für knapp 50 Kilometer 5 Stunden.

Andreas, den wir in Borsh kennengelernt haben, fährt vor und wir folgen seinem Allrad-Daimler.

Die Tour macht einen Riesenspaß und macht das bisherige Highlight unserer Reise aus. Unvergleichbare Ausblicke und eine Szenerie fernab jeder Zivilisation.

Andreas und Diana aus Gera – ganz konsequente Aussteigertypen.

Ich habe da bislang nichts Ähnliches erlebt. Der Ranger schraubt sich souverän durch die engen Kehren und ich freue mich über jedes PS.

Wirklich befahrbar ist diese Straße aber wirklich nur im klassischen Sinn: Mann kommt irgendwann an.

Wir folgen Andreas und schrauben uns durch’s Gebirge – ein unvergleichliches Erlebnis.

Nach knapp 50 Kilometern hat das Holpern ein Ende und wir fahren auf einigermaßen erträglichen Straßen. Bis zur nächsten Nationalstraße sind es noch 4 Kilometer. In einem kleinen Dorf kaufen wir für’s Abendessen ein.

Typischer Laden in Albanien – völlig entschleunigt und garantiert nicht bis 22 Uhr geöffnet.

500 Meter nach dem Ortsausgang verabschiedet sich der Motor und wir stecken fest. Ferndiagnose aus Deutschland hilft nix und auch die 10 albanischen Köpfe, die unter unserer Motorhaube in den Tiefen des 6-Zylinders verschwinden, wissen keinen echt wirksamen Rat.

Die coolen Dorfkids wissen auch nicht wie’s weitergehen soll – freuen sich aber über die Abwechslung.

Da hilft nur Abschleppen. Ein Albaner kümmert sich um alles und 2 Stunden später wird der Ranger auf einen klapprigen Abschleppwagen gezogen – da klappt mal so grad eben – und los geht der Höllentripp.

In einer der ersten Kurven schleudert uns ein mit 5 finsteren Albanern besetzter Rangerover entgegen und hechtet aus Platzmangel in den Straßengraben. Unser Fahrer setzt zurück, zieht eine Art Spanngurt unter seinem Sitz hervor, verknotet die beiden Fahrzeuge und zieht den Rangerover aus dem Loch. Dabei wird kaum ein Wort gesprochen und vor allem auch gar nicht geschaut, ob da irgendwas kaputt gegangen ist. Die fünf wuchtigen Albaner steigen wieder ein und brausen los.

Mein Guide empfiehlt mir, nicht auszusteigen, daher nur ein unscharfes Foto.

Unser Fahrer hantiert mit zwei Handys, zündet sich mit Streichhölzern eine Kippe an. Aus einem billigen Lautsprecher scheppert orientalische Pop-Musik. Zur Krönung kommt bei voller Fahrt noch sein Kumpel oben aus dem Ranger geklettert, weil er auch ‘ne Kippe will.

Endlich mal was los auf dem Campingplatz – Die Experten diskutieren die verschiedenen Lösungsansätze.

Die Asphalt-Artisten haben uns nach Vlore gebracht. Hier haben die sympathischen Abschlepper den Ranger am nächsten Morgen wieder abgeholt und zu Ford nach Tirana transportiert. In der nun auf ihren eigenen Beinen stehenden Kabine warten wir nicht gerade am übelsten Platz der Welt auf unser Auto. Metti, der Besitzer von Camping Vlore ist einer der freundlichsten und hilfsbereitesten Menschen die ich auf meiner Reise kennenlernen durfte.

Und ab damit zu Ford nach Tirana – Wir machen Urlaub in der abgestellten Kabine.

Camping Vlore ist meine Empfehlung für Camping in Albanien

Camper-Idylle auf dem Platz “Camping Vlore”. Hier springt der Fisch direkt vom Meer auf den Teller.

Der zweite Tag ohne Auto. Wir gammeln rum und freuen uns, dass Ines wieder bei uns ist. Am Abend kommt auch mein Offroad-Begleiter Andreas auf den Platz – in ziemlicher Dunkelheit, denn die ganze Bucht ist für Stunden ohne Strom. Andreas und Diana wollen morgen von Vlore nach Bari übersetzen. Die Option kommt für uns auf dem Rückweg in Betracht.

Der dritte und vierte Tag: Lost in Albania – wir leben zwar wie die Made im Speck auf Camping Vlore, aber die Made langweilt sich. Ines fährt heute weiter und vom Auto gibt es nichts neues.

Ich habe mich mit Mettis Onkel über die politische Situation in Albanien unterhalten und er sagt, dass das Problem nicht allein die schlechte Regierung wäre, sondern vor allem, dass es keine Opposition gäbe. Der Onkel war ein hochrangiger Militär und kann mir einiges über die Entwicklung Albaniens seit Hodschas Tod in den 80er Jahren erzählen. Wieder merke ich, dass die Albaner ein ganz feines Volk sind – mindestens ebenso europäisch wie die Rumänen oder Bulgaren. Die Albaner sind sich ihres Potentials bewusst und jammern nicht rum, das liebe ich an denen.

Wir selbstgefälligen Westeuropäer werfen ihnen vor, dass das alles nicht schnell genug geht. Man muss sich mal überlegen, was hier vor 40 Jahren los war und viele Albaner haben das noch miterlebt. Noch heute stehen an allen strategisch wichtigen Punkten Hodschas 1-Mann-Bunker, in denen jeweils ein junger Albane mit der Kalaschnikow im Anschlag die bevorstehende Invasion der Westmächte erwartete.

Wer aufmerksam spazierengeht, der findet in Albanien ein sehr artenreiches Bodenleben vor. Schlangen, Eidechsen, Ratten – das Highlight bislang war diese griechische Landschildkröte.

Und dann endlich: Es ist Mittwoch und ich habe den Ranger aus Tirana abgeholt. Er läuft wie am Schnürchen, leider kann mir niemand sagen, woran es gelegen hat, wahrscheinlich ein lockeres Kabel. Als ich auf dem Campingplatz die Kabine montieren will sehe ich, dass die vordere linke Befestigungsöse abgerissen ist. Das Eisen ist total rostig und ich gehe davon aus, dass wir mit dem Schaden schon seit Rumänien rumfahren. In einer kleinen Werkstatt bohrt mir ein freundlicher Albaner die sechser Löcher auf, hinterlegt neue Muttern und tauscht die viel zu dünnen Schrauben gegen wirklich wuchtige Brummer aus. Der Spaß kostet mich 12 Euro. Er empfiehlt mir, das auf der anderen Seite auch noch zu machen. Da ich mir in der Türkei eine Winde montieren lassen will wird das da in einem Abwasch gemacht.

Wir sind jetzt 2 Monate unterwegs, da geht halt mal was kaputt.

Auf dem Weg nach Griechenland fahren wir durch das albanische Hinterland, wo noch vor 5 Jahren erbitterte Kämpfe um die Hoheit in den Cannabis-Anbaugebieten ausgefochten wurden. Hier stand ein ganzer Landstrich unter Kontrolle der Drogenmafia, die 4 Milliarden Euro pro Jahr mit Cannabis umsetzte. Wie unzugänglich die Region ist mag man an diesem Brückenbauwerk ermessen, das sich rund 150 Meter über eine malerische Schlucht spannt. Ich wäre zur Krönung des Vatertages gerne drübergefahren, aber als der eine Albaner sagte “Geht” und der andere “Besser nicht!” haben wir uns doch dagegen entschieden.

50/50 war Sylvia dann doch nicht sicher genug!

Albanien ist wunderschön hier und wird uns zunehmend fremdländischer, wenn nicht sogar orientalischer. Das Navi radebricht mit den Straßennamen wie “Ali Pashe Tempelena Road”.

Cooler Typ der Ali Pashe Tepelena…Was er gemacht hat ausser lässig abhängen erschliesst sich nicht…

Der Tag klingt auf dem Campingplatz in Gjirokaster aus. 100 Kilometer vor der griechischen Grenze mutet Albanien mehr und mehr wie ein Zeichnung aus einem Karl May-Band an.

Camping Gjirokaster beherbergt uns für 8 Euro die Nacht und das Restaurant empfiehlt sich mit feinster albanischer Küche.

10. Etappe – Mazedonien (10. – 15 . Mai)

Da haben wir uns auf den ersten Metern verliebt: Ein stolzes Land mit freundlichen Leuten und statt Müllbergen am Straßenrand “Save the Nature”-Plakate. Wir starten unsere Tour am Matka Canyon und genießen dieses Schauspiel in der Abenddämmerung – gut vorstellbar, dass hier tagsüber der Teufel los ist. Wir sind auf jeden Fall ganz allein auf dem Wanderweg entlang dieses kleinen Sees, der durch Aufstauen einer malerischen Schlucht entstand. Die touristische Ausschlachtung ist angemessen und nimmt Rücksicht z.B. auf die Fledermäuse, die sich in den Felsnischen eingenistet haben.

Wir übernachten in den Bergen und verbringen eine ruhige Nacht mit der tollen Erfahrung, wie dunkel es ist, wenn wirklich keine Lichtquellen vorhanden sind. Die Nacht ist sowas von schwarz, dass sich selbst das Vogelgezwitscher verbietet. Diese Momente sind die Highlights der Tour, genauso wie das Geschenk, frühmorgens durch das wolkenverhangene Mazedonische Gebirge fahren zu dürfen.

Der zweite Tag auf dem wunderschönen Campingplatz Rino bei Struga. Nachts hört man das Rufen des Muezzins und wir erfahren, dass 80 % der Einwohner hier Moslems sind. Der Islam ist hier am türkischen Vorbild orientiert, scheint aber wenig Einfluss auf das öffentliche Leben zu nehmen. Struga ist eine moderne südeuropäische Stadt, die man so auch sicher in Italien oder Spanien finden könnte.

Ich sitze mit Emini Verdi und Dauti Versi am Ufer des Ohrid-Sees und die beiden ehemaligen Gastarbeiter erzählen von ihrer Zeit in Österreich. Emini hat 38 Jahre im Ausland gearbeitet, zuletzt als Polier in Diensten von “Mörtel” Lugner, den er als fairen Arbeitgeber preist.

Die beiden lieben den Süd-Balkan und machen zwischen Mazedonien und Albanien keinen Unterschied. Es scheint, als könnten sie ihre Rente hier besser investieren als 50 km entfernt in Albanien. Am Vorabend haben wir Ines aus Dortmund kennengelernt. Die einst beruflich sehr erfolgreiche Juristin und Personalerin reist ebenfalls mit dem Pickup durch Europa und unsere Lebensgeschichten ähneln sich in vielen Punkten. Sie ist weiter als wir und mir wird schlagartig bewusst, dass mein altes Leben vorbei ist und es auch keinen Weg zurück gibt. Nach dieser Reise wird nichts mehr so sein wie vorher. Wir verabschieden uns von Ines und vereinbaren ein Wiedersehen in ein paar Tagen in Albanien, wo ich auch auf ein Treffen mit Karl aus Wien hoffe, so ihm das nicht zu weit ist.

Ines aus Dortmund ist mit ihrem Nissan + Tischer-Wohnkabine auf dem Südbalkan unterwegs. Wir sitzen abends noch lange zusammen und vergleichen unsere Beweggründe, die auf völlig unterschiedlichen Wegen zum gleichen Ergebnis führten.

Markttag in Struga: Die Stadt ist gut auf Tourismus eingestellt und am nördlichsten Zipfel der Ohrid-Sees präsentiert sich das Unesco-geschützte Naturdenkmal von seiner besten Seite. Der türkis-grüne Drin führt durch die lebhafte Stadt und entwässert den riesigen und von schneebedeckten Bergen umrahmten See. Vergleiche zum Gardasee verbieten sich wegen der völligen Unterschiedlichkeit – aber der Ohrid-See hat das gleiche Potential – wenn nicht mehr.

Seeschlangen inklusive – Der Ohrid-See birgt manche Überraschung

Der Markt lebt von regionalen Produkten und empfindliche Gemüter fragen die Hühner und Küken, die hier zum Verkauf angeboten werden, besser nicht nach dem Befinden.

Das Ware schreit vor Frische und für umgerechnet 2 Euro ist der Gemüsekorb für den abendlichen Salat prall gefüllt.

Kein armes Land, dieses Mazedonien und manchmal denke ich, die Mazedonen sind sich dessen auch bewusst.

Für umgerechnet 10 Euro kaufen wir einen Berg Nüsse, die noch in Georgien unser Müsli krönen werden. Zwei Kaffee und ein Orangensaft im Cafe am Fluss: 2 Euro.

Die Schwarze Drin entwässert den mächtigen Ohrid-See durch Struga hindurch.

Das Leben spielt sich hier auf der Straße ab und ob hier jemand ein Kopftuch trägt oder nicht, ist ganz bestimmt kein Thema. Der Muezzin schreit und die Orthodoxen bekreuzigen sich zigfach wann immer sie ein Kreuz sehen.

Im Supermarkt kostet die Milch einen Euro und ich bekomme eine Vorahnung, was bei einem Durchschnittseinkommen von 400 bis 600 Euro nach einem Supermarkteinkauf übrig bleibt. Auch deshalb ist der Markt zu gut besucht – hier gibt es eigentlich alles was man braucht und zu erschwinglichen Preisen.

Überall wird diskutiert – vor allem über den möglichen Nato-Beitritt. Das kleine Mazedonien fürchtet nicht Russland oder Griechenland: Nachbar Serbien macht den Mazedonen Sorgen. In der aktuellen Stichwahl gab es einen überwältigenden Sieg für einen Reformpolitiker, auf dem hier viele Hoffnungen ruhen. Der alte Kaderkandidat – russland-nah – wurde abgestraft.

Hier wird beim Morgenkaffee diskutiert was die Weltlage hergibt – laut und sehr engagiert.

Es ist Montag, 13. Mai, und wir sind seit 6 Wochen unterwegs. Über dem Balkan hat es sich eingeregnet und wir warten gemeinsam mit Justin aus Neuseeland auf besseres Wetter. Es gibt keinen Punkt, den man innerhalb einer Tagesetappe erreichen könte, an dem es nicht regnet, also mummeln wir uns ein und warten auf besserers Wetter. In der Nacht ist ein Pärchen aus Holland gekommen, die auch über Georgien nach Aserbeidschan wollen.

Wir teilen unsere Pasta mit Justin aus Neuseeland – der ist froh im strömenden Regen nicht im Zelt sitzen zu müssen unbd erzählt uns seine spannende Reisegeschichte.

Wir sprechen seit zwei Tagen fast ausschließlich Englisch und es ist schon auffallend, dass alle Leute hier auf dem Platz entweder einen Aussteigerhintergrund haben oder zumindest leidenschaftlich reisen. In diese “Aussteigerszene” platzt eine Reisegruppe mit mehreren Wohnmobilien aus Deutschland und der Schweiz, die im Rahmen einer Guided Tour auf dem Balkan unterwegs sind. Ich habe durchaus Verständnis für die Motivation dieser Leute, aber ich denke, dass selbst der Ängstlichste hier merkt, dass es keine landestypischen Gefahren oder Sicherheitsrisiken gibt. Aber vielleicht lieben diese Leute das Reisen in der Gruppe und die geselligkeit. Da die Gruppe eine eigene soziale Dynamik entwickelt bleibt man aber eher unter sich und verpasst damit womöglich die Chance, von Einheimischen angesprochen und eingeladen zu werden, wie es Individualreisenden hier täglich passiert. Andererseits organisieren die Guides Kontakte und führen die Gruppe sicher auch an Orte, die anderen verschlossen bleiben. Jeder soll das machen, wie er möchte…

Wir sind auf jeden Fall heilfroh nicht fix geplant zu haben, denn Justin legt uns die Mongolei ans Herz und ich grübel über den Karten. Ausgeschlossen ist das nicht , aber wenn, dann dürfen wir jetzt nicht viel Zeit verlieren in Griechenland. Georgien ist der Dreh- und Angelpunkt aller Planungen und ich denke, dass wir Ende Juni dort sein werden.

Thomas und Deria aus Leipzig wollten eigentlich Mazedonien erwandern – bis der Regen kam. In der Campingplatzbar herrscht eine Stimmung wie in der Bar Rick’s Cafe. Hier sind alle Reisende.

Auch Justin hat sich wieder auf den Weg gemacht mit seiner Afrika Twin in Richtung Norden. Wir werden Mittwoch durchstarten nach einer Woche Camping Rino. Wir haben hier Essen, Trinken und Campingplatz 20 Euro die Nacht bezahlt. Gute Nachrichten per email: Kasachstan ist bis zu 30 Tage Visa-frei, was unsere Planungsmöglichkeiten erheblich erweitert. Von unserem Kontakt aus dem Iran gibt es noch keine Infos, aber so wie die weltpolitische Lage gerade aussieht wird das wohl eh nichts werden.

Justin aus Neuseeland bereist die Welt mit seiner Honda.

Am Nachbartisch freuen sich ein paar Mazedonier auf den Sonnenuntergang: Hier ist Ramadan und nur zu gerne trifft man sich im Restaurant zum gemeinsamen Essen.

Die Bevölkerungsmehrheit ist islamisch und folgt den Regeln des Ramadan. Gegessen und getrunken wird nur nach Sonnenuntergang

Die Zeit hier in Struga war sehr wichtig: Zum einen sind wir echt runtergekommen in dieser Regenwoche, zum anderen haben wir wieder tolle Leute kennengelernt und auch die zeit für uns gut genutzt. Ich habe mich z.B. wieder intensiv in Brene Brown hineingehört. Ich bin sicherlich auf dem richtigen Weg, aber es gibt noch viel zu tun!