Wir haben unsere 14-tägige Quarantäne auf dem Stellplatz Heicamp in Öhringen abgesessen und die Zeit genutzt, um uns im Internet nach einem neuen Auto umzusehen. Ein T5 soll es sein mit 140 PS, Allrad und als Wohnmobil umgebaut. Ranger und Nordstar-Kabine werden am 14. Mai in Gevelsberg beim Wohnkabinencenter auf den Hof gestellt und von der Versicherung begutachtet. Ich denke, dass Auto und Wohnkabine Totalschaden sind nach dem Unfall in der Türkei. Wir können nicht wie geplant in unser Haus im Rheingau umziehen, da sich die Kündigungsfrist unseres Mieters bis zum 1. Oktober hinziehen wird.
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19. Etappe – Spanien / Portugal (12. März – 15. April )
Zurück in Europa – diesmal für uns etwas ganz besonderes. Als wir für knapp 6 Wochen nach Marokko übersetzten, war in Europa noch alles in Ordnung. Jetzt bestimmen der geplatzte Flüchtlingsdeal mit der Türkei und Corona die Schlagzeilen. Man misst uns die Temperatur bevor wir an Bord gehen – ansonsten sind die Grenzformalitäten erstaunlich lässig. Wir werden auf beiden Seiten quasi durchgewunken. Erst später hören wir, dass wir eine der letzten regulären Fähren nach Europa erwischt haben.
19. Etappe – Spanien / Portugal (12. März – 15. April ) weiterlesenReisen in Zeiten des Corona-Virus
Wir sind seit einem Jahr zwischen Sauerland, Kaukasus und der Sahara unterwegs und harren nun in Spanien/Portugal der Dinge. Eigentlich wollten wir unser Aussteigerjahr am 1. April beenden, aber Umstände, die wir nicht beeinflussen können, zwingen uns zur Verlängerung unseres Ausstiegs auf Zeit.
Was ist mir Corona, wenn man overland auf Reisen ist und quasi von Risiko-Gebiet zu Risikogebiet hüpft, wobei jeder Toilettenbesuch von der intimen Privatsphäre in den öffentlichen Raum verortet werden könnte?
Anfangs haben wir nur bei der Einfahrt auf die Fähre von Marocco nach Spanien so etwas wie eine Corona-Ahnung bekommen, weil uns die Fiebermessgeräte an die Stirn gehalten wurden. Einige Tage sp#ter haben die Fähren den Dienst ganz aufgegeben und wir sind in echter Sorge um viele Reisebekanntschaften, die nun auf unabsehbare Zeit in Mari´okko festsitzen.
Später dann in Sevilla bekommen wir Nachricht von unserem georgischen Freund Levan, der vom beinah vollständigen Zusammenbruch des öffentlichen Lebens in Tiflis berichtet, wo eine “häusliche Quarantäne” für all die Tagelöhner,Taxi-Fahrer, Tourismus-Schaffenden und Bettler einen Super-Gau darstellt.
Die großen Sehenswürdigkeiten in Sevilla waren noch ungehindert besuchbar und nachwievor musste man sich für das Alcazar online registrieren, um überhaupt reinzukommen. Daran, dass der Corona-Virus existiert, erinnerten höchstens ein paar Asiaten, die mit Schutzmasken herumrannten. Wenig später dann der Ausnahmezustanbd mit Ausgehsperren Spaniens Metropolen wurden innerhalb von Stunden zu Geisterstädten.
Wir sind dann zügig nach Portugal und wollen da mindestens einen Monat bleiben. Es gibt schlimmere Orte, eine Pandemie abzuwarten als die Algarve – andererseits würde ich persönlich einen Krankheitsausbruch lieber in Deutschland erleben.
Wird unsere Auslandsversicherung uns hier versorgen, würde uns irgendjemand ausfliegen, würde sich der ADAC um unser Auto kümmern? Alles so Fragen…
Wir sind in der Corona-Krise in der Nähe von Faro auf einem wirklich ausßergewöhnlich ausgestatteten und schönen Stellplatz gelandet. Hier müssen wir bleiben bis klar ist, ob wir überhaupt in Spanien einreisen können um den Heimweg anzutreten. In Spanien wurde der Notstand ausgerufen. Es gilt eine Ausgangssperre. Wir zahlen hier 8 Euro inkl. Strom, es gibt alle notwendigen Märkte und Einrichtungen in der Umgebung. Wir hätten es schlimmer treffen können.
18. Etappe: Marokko (3. Febuar – 9. März)
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Wir sind jetzt zwei Tage in Marokko und uns ist klar, das hier wird das eigentliche Abenteuer unserer Reise vom Kaukasus in die Sahara. Marokko ohne Abenteuer – das geht gar nicht… Klar ist aber auch, dass wir hier noch mehr als bisher gezwungen sein werden, unser Selbstbild das “Reisende” und unser Verhältnis zum Gastland kritisch zu hinterfragen.
18. Etappe: Marokko (3. Febuar – 9. März) weiterlesenExkurs 2: Gasexplosion Alde 3020 HE
Vorab: Die Alde-Gasheizung 3020 HE war bis zum 9. Dezember 2019 eigentlich der ruhende Pol in all dem Stress und Theater, den wir bislang auf unser damals schon 10 Monate andauenden Tour durch Europa, die Türkei und den Kaukasus neben all den schönen Momenten erleben mussten und durften. Die Heizung war und ist immer noch das beste an der Nordstar Camp 8S SE.
Am 9. Dezember 2019 hatten wir mit unserer Nordstar-Kabine Camp 8S SE an einem winzigen Fischerhafen an der Schwarzmeer-Küste kurz vor Boutumi einen wundervollen Stellplatz gefunden, als gegen 7 Uhr in der Früh der Feind das Feuer auf uns eröffnete.
Ich hielt die beiden ungeheuren Explosionen inklusive Druckwelle zuerst für Polenböller, die Jugendliche unter unser Auto geworfen hatten. Die Möglichkeit, dass man auf uns schoss mit Leuchtgranaten konnte ich auch nicht ausschließen. Erst der Rundgang um unser Auto brachte angesichts des fehlenden Deckels des Abgas-Kamins der ALDE 3020 erschreckende Erkenntnis: Es hatte eine Gasexplosion gegeben. Diese hatte den Deckel des Kamins zerbrochen.
Für mich war klar, dass das etwas mit dem LPG-Gas in Georgien zu tun haben musste, denn beide Flaschen waren frisch gefüllt. Das Gas wird zwar gefiltert, aber ob das ausreicht? Wie auch immer: Die Heizung verweigerte seitdem ihren Dienst und funktionierte nur noch im Elektro-Betrieb. Also waren Stellplätze mit Strom oder günstige Nachttemperatur-Prognosen unsere Wegweiser auf den rund 7000 Kilometern von Tiflis bis nach Tanger.
In Thessaloniki erhofften wir uns Hilfe vom legendären Camperstop. Hier wurden wir allerdings nur von einem recht arroganten Mitarbeiter darauf hingewiesen, dass er von ALDE eigentlich keine Ahnung habe und ich es mal mit ordentlichem Gas versuchen sollte.
Einen möglichen Grund für unseren Urlaubs-Supergau sollte erst der Wohnmobil-Experte Wolfgang Müller analysieren.
Irgendwann erreichen wir den Camperpark bei Torrox, auf dem auffallend viele Morellos überwinterten. An einem dieser Luxusliner schraubte mein Nachbar herum und holte nach einem Tag mit dem Kopf in den Innereien des riesigen Wohnmobils eine ALDE 3020 hervor, deren Kessel aus irgendwelchen Gründen undicht geworden war. Wir kommen ins Gespräch und Wolfgang outet sich als Experte für Wohnmobilheizungen.
Schon nach meinem Bericht vermutet: “Das lag nicht unbedingt am Gas!” Er schaut sich meine Heizung an und stellt fest: “Der Kamin muss eigentlich in gerader Linie und ständig aufsteigend nach außen geführt werden!” Bei mir hatte der viel zu lange Schlauch für eine Art Syphon gesorgt und in der Ausbuchtung musste sich Kondenswasser gestaut haben. Ob nun ein verstopfter Kamine oder schlechtes Gas der Auslöser war – schwer festzustellen im Nachhinein.
jens Heinrich vom Wohnkabinencenter ist sehr interessiert am Thema und recherchiert von Deutschland aus, spricht mit Alde und den Leuten von Karosser in Schweden: “Die Ursache für die Verpuffung in der Alde Heizung wird von Alde selber auf eine Ansammlung von Additiven bzw. Ölen im Gas zurückgeführt. Durch eine intensive Nutzung der Kabine auch in Regionen mit weniger sauberem Gas kann es sein, dass trotz vorgeschalteter Gasfilter etwas durchgeht”.
Und weiter: “Die Sackbildung im Abgasrohr wird vermutlich ihr übriges zu der Situation beigetragen haben. Dort haben sich Ablagerungen dieser Bestandteile bilden können. Ob das Rohr nun durch die dauernden Erschütterungen auf den vielfach sehr schlechten Pisten oder durch den “Umfall” (Unfall mit Umkippen) in der Mitte durchgesackt ist, wird sich nicht mehr abschließend klären lassen. In jedem Fall hat sich Nordstar der Sache angenommen und prüft derzeit eine solidere Befestigung und Verlegung des Abgasrohrs.”
Wissen allein bringt eine explodierte Gasheizung aber nicht wieder auf den Weg zurück ins Leben, zudem mit der nicht automatisch anlaufenden Umwälzpumpe ein zweites Problem zu lösen ist. Diese hatte ich vermutlich bei meinen laienhaften Reparaturversuchen inkl. 350-Euro-Platine “gekillt”.
Wolfgang öffnet den Revisionsdeckel der Alde 3020, entfernt den Lüfter und hat den “Täter” gefunden: Lüfterdeckel ist verbogen, die Heizung zieht Fremdluft und der Lüfter läuft unrund. Zum Glück hat Wolfgang einen Lüfter dabei und wir staunen nicht schlecht, als die Alde 3020 beim ersten Versuch Gas annimmt und schnurrt wie ein Kätzchen. Selbst die Pumpe bringt Wolfang nach einer durchgegoogelten Nacht wieder in Schwung. Ich hatte nichts kaputt gemacht. Durch das Kontrollieren der Platine und den Wiedereinbau hatte sich das System resettet und ich hatte in den Grundeinstellungen schlicht die Pumpe nicht aktiviert.
“Die machst du aber erst an, wenn der Schlauch ordentlich verlegt ist” – spricht’s und drückt mir eine Eisensäge in die Hand. Ich entferne über eine Meter an überflüssigem Material und verlege das Rohr vorschriftsgemäß. In den abgeschnittenen Teilstücken entdecke ich die Zeugen der Explosion, die das innere Metallrohr quasi aufgedröselt und dann endgültig verstopft hatten.

Haben Sie ähnliche Erfahrungen mit der Alde 3020 oder mit Gasexplosionen an anderen Geräten? Es wäre schön, wenn hier etwas zusammengetragen würde, denn solche Explosionen können auch mal bös’ ins Auge gehen.
Der TÜV Nord definiert eine vorschriftsmäßige Verlegung des Abgasrohres wie folgt:
“Die Abgasführung der Gasheizung muss unbedingt auf ihrer ganzen Länge steigend und mit mehreren Schellen und nötigenfalls mit Abgasrohrstütze festmontiert verlegt sein. Das Abgasrohr muss sowohl an der Heizung wie am Kamin dicht und fest angeschlossen sein und darf keine Beschädigungen aufweisen. “
Übrigens: Der Wohnmobilhändler muss die zuverlässige Verlegung der Abgasrohre nicht im gelben Prüfbericht bescheinigen, sondern darf sich auf die Hersteller-Bescheinigungen verlassen. Hier wird also im einzelnen nach Auslieferung eines Neufahrzeuges nicht geprüft, ob die Anlage ordnungsgemäß montiert ist oder nicht. Das birgt schon ein gewisses Risiko, insbesondere wenn zu Veränderungen im Produktionsprozess kommt.
Erst die Wiederholungsprüfung erfordert nach zwei Jahren eine intensive Prüfung auch der Abgasanlage.
In meinem Fall hat Karosser AB (Schweden) die grundsätzliche Genehmigung zum Einbau der ALDE 3020 als Typengenehmigung erhalten. Diese Typengenehmigung beinhaltet, dass die Din-Normen eingehalten werden.
Nordstar hat allerdings viele hundert Kabinen da draußen, bei denen nicht die Heizung „explodiert“ ist. Diese Kabinen sind auch nicht mehrere 10.000 km über Stock und Stein gefahren, haben nicht aus LPG Flaschen Gas aus vielen abgelegenen Regionen dieser Erde bekommen und haben noch nicht auf der Seite gelegen . Das Team vom Wohnkabinencenter hat auf jeden Fall sofort reagiert und wir suchen nun gemeinsam nach der möglichen Ursache.
Freistehen oder Campingplatz?
Wer mit dem Wohnmobil unterwegs ist, muss sich vor dem Dunkelwerden darüber klar sein, wo man die Nacht verbringen will. Ob man frei steht, auf einem Campingplatz eincheckt oder auf einem Stellplatz unterkommt ist letzten Endes von vielen Faktoren abhängig.
Ein Faktor ist: Was bin ich für ein Campingtyp? Der die Freiheit liebende Abenteurer wird sich immer für einen Platz in der freien Natur entscheiden, der urbane Campertyp nimmt den Stellplatz und der überzeugte Camper halt den Campingplatz. Mischtypen nehmen es wie’s kommt oder sorgen für eine bunter Mischung, je nach Lage der Dinge oder der aktuellen Befindlichkeit.
Das soll jeder machen wie er mag. Wir haben auf unserer Reise etwa 50 % der Zeit frei gestanden. In Georgien oder Azerbaijan ging das gar nicht anders, auch in der Türkei ist die Campingplatzdichte nicht so, dass man da immer was adäquates findet.
Das “Wir stehen grundsätzlich frei!” ist eine Aussage, mit der ich nicht so gut klarkomme, auch wenn ich mit vielen dieser überzeugten Freisteher ein sehr gutes Verhältnis pflege. Mein Unbehagen hat soziale, ökonomische und ökologische Gründe und wirklich nichts persönliches.
Die Scharen von Overlandern, die in Marokko, im Iran oder Usbekistan einfallen sind dank ihrer Ausrüstung nicht auf die sich langsam in diesen Ländern aufbauende Infrastruktur angewiesen, und lassen demzufolge auch kein Geld dort. Das Lebensmodell verlangt Sparsamkeit, daher profitiert der lokale Tourismus “0” von diesen Reisenden. Mehr noch: Expeditionsfahrzeuge stehen oft an den schönsten und meist auch besonders geschützen Plätzen. Der Weg zu diesen Plätzen führt oft duch die Natur. Pflanzen werden zerstört, Tiere vertrieben, Boden verdichtet. Irgendwann muss Abwasser entworgt werden oder Müll. Und die ganze Nacht durch läuft die Dieselheizung. Ob da jetzt ein Verbotsschild steht oder nicht, tut mal nichts zur Sache. Dem überfahrenen Salamander ist das egal…
Noch regt sich in den Ländern entlang der Overland-Routen noch nicht wirklich jemand darüber auf, doch das wird kommen. Ich bin der Meinung, dass wir das Recht, die Natur und die Infrastrukturen dieser Länder kostenlos und ohne jedes Unrechtsbewusstsein und ohne jedes Entgelt zu nutzen, nicht haben und ich empfinde das teils sogar als modernen Kolonialismus, wenn wir die Armut in den besuchten Ländern ignorieren .
Ganz ohne Freistehen geht es nicht – dass ist auch mir klar. Wir stehen gern an Kirchen oder Klöstern, fragen aber immer vorher und sind damit bislang gut gefahren. Wenn ich das Abenteuer suche, dann fahre ich in den Washlowani-Nationalpark (Georgien) oder in den Shirwan-Park (Azerbaijan) – da muss und darf man übernachten und das ist dann “echte” Wildnis ohne Lidl an der nächsten Straßenkreuzung.
Aber zurück nach Europa, oder Deutschland: Wenn hier wer der Politesse ein Schnippchen schlägt und schläft, wo er nicht schlafen darf, dann geht das absolut in Ordnung. Aber Wohnmobile haben NICHTS in Naturschutzgebieten zu suchen und auch nichts im Wald, in Heidelandschaften oder verkehrsberuhigten Wohngebieten. In Ländern wie Frankreich oder Spanien ist Freistehen behördlich untersagt und es gibt auch keine Notwendigkeit aufgrund der hervorragenden Infrastruktur für Wohnmobile.
Ich will keinen Streit mit überzeugten Freistehern – aber ich möchte auch nicht alle Augen zudrücken und auch nicht zu allem schweigen. Wohnmobiltourismus hat nichts mit Umweltschutz oder dem Kampf für persönliche Freiheitsrechte zu tun, und schon mal gar nichts mit Globalisierung, Multikulti oder sonstwas…
Freistehen nimmt sich ein Recht heraus, das es nicht gibt. Das muss allen Freistehern klar sein. Begründungen dafür gibt es nicht – weder am Bodensee noch am Vansee.
Exkurs I: Das Erdbeben in Durres
Gerade noch schreibe ich darüber, dass wir von Durres nach Venedig mit der Fähre übersetzen wollen, da zerschlagen die Nachrichten über ein schweres Erdbeben in der albanischen Hafenstadt meine Sommerurlaubsträume. Mehr als 20 Menschen wurden getötet, zigtausende sind verletzt und/oder obdachlos.
Man ist als Overlander näher dran an Katastrophen und Unruhen. Das macht einen empfänglicher für solche Ereignisse. Ich will damit nicht sagen, das Mitgefühl etwas mit geografischen Koordinaten zu tun hat – nur ausdrücken, dass man dort Menschen kennt und vor ein paar Monaten noch am Strand gelegen hat.
Andererseits – und das stört mich gewaltig am Overlander-Leben: Man kann auch einfach weiterfahren oder auf dem Weg in ein Krisengebiet einfach über Google-Maps eine andere Route wählen.
Als wir in Gjumri mit dem 1988er Erdbeben konfrontiert wurden, da war das eine Lehrstunde der ganz besonderen Art. Durres berührt mich aber anders, weil es nah ist, weil es bekannt ist und weil der Weg dahin auch unser Weg ist.
Vielleicht buche ich gerade deswegen meine Fähre ab Durres, denn solche Orte meiden bringt niemandem etwas. Ich denke an Metti und seine Familie und bin froh, dass Vlore etwa 60 Kilometer vom Erdbebenzentrum entfernt ist. Wir hatten damals in der Gegend einen Elektronik-Schaden und haben gedacht die Welt geht unter.
17. Etappe: Tiflis – Tanger (25. November – 2. Februar 2020)
Unsere Kaukasus-Etappen sind erledigt und wir müssen uns langsam auf das nächste Ziel vorbereiten: Ende Januar wollen wir in Marocco sein, das sind rund 6000 Kilometer. Wir haben uns jetzt in Tiflis ein Appartement gemietet um in aller Ruhe ein paar Vorbereitungen zu treffen und zu planen. Außerdem: Es ist Winter im Kaukasus – und da ist es sehr kalt.
17. Etappe: Tiflis – Tanger (25. November – 2. Februar 2020) weiterlesenExkurs I: Reiseinformationen Azerbaijan – Wohnmobiltour 2019
Beste Reisezeit für Azerbaijan
Wir haben den November 2019 sehr genossen, weil es in Azerbaijan selbst im September noch sehr heiß werden kann. In den Wintermonaten muss überall mit Schnee und Frost gerechnet werden. Andere Overlander zu treffen ist ein Glücksspiel, aber wie immer findet man immer und überall Gleichgesinnte. Im großen und ganzen ist man allerdings als Tourist recht einsam unterwegs, insbesondere in den Nationalparks.
Einreise und Aufenthalt – Wohnmobilreise in Azerbaijan
Wer mit dem Wohnmobil nach Azerbaijan einreisen will, muss eine handvoll Dinge beachten. Die Einreise ist aus Norden kommend nur über Georgien möglich. Im Norden ist der Grenzübergang „Red Bridge“ der beste Weg von Tiflis nach Baku, allerdings ist die Anreise durch das sehr industriell verbaute Rustawi nicht so schön. Es gibt einen fast unbekannten Grenzübergang 130 Kilometer östlich von Tiflis, den wir für die Rückfahrt genutzt und als deutlich entspannter empfunden haben, da er quasi eine Kette von Nationalparks verbindet und nicht von LKW genutzt wird. Hier wäre dann das historisch sehr bedeutsame Sheiki erste Station, oder die Naturerlebnisse rund um Quabala.
Für die Einreise braucht es ein gültiges Visum. Dieses kann im Vorfeld über die Botschaft in Deutschland organisiert werden oder bis 3 Tage vor Grenzübertritt online im Internet. Letzteres kostet 20 Euro pro Visa. Ich würde das empfehlen, weil man dann flexibler ist. Das Visadokument muss ausgedruckt werden, das geht in Armenien oder Georgien in den überall vorhandenen Copy-Shops. Achtung: Für das Visa braucht es eine Adresse in Azerbaijan. Wir hatten im Vorfeld ein AirBnB in Baku gebucht und konnten daher diese Adresse verwenden. Ich glaube nicht, dass diese Adressen kontrolliert werden, daher könnte man rein theoretisch auch irgendein Guesthouse angeben.
Wer einen Armenien-Stempel im Pass hat bekommt Probleme. Mit einem Bergkarabach-Stempel würde ich mich an keiner azerbaijanischen Grenze blicken lassen, denn das gilt als Beweis für einen ungenehmigten Grenzübertritt, aber selbst ein normaler Armenien-Stempel provoziert großen Klärungsbedarf. Also wer – wie wir – beide Länder bereisen will, sollte zuerst nach Azerbaijan reisen und sich immer bewusst sein, dass die beiden Länder aufgrund der ungeklärten Bergkarabach-Situation bis auf’s Blut verfeindet sind.
Papiere für den Grenzübertritt
Reisepass, Führerschein national und international, Fahrzeugschein und eine gültige Haftpflichtversicherung – für den Hund unbedingt den Europäischen Heimtierausweis, idealerweise mit Bild.
Die Versicherung wird direkt an der Grenze inklusive der Einfuhr-Papiere für das Fahrzeug ausgestellt und sofort berechnet. Daher sollte man beim Grenzübertritt etwa 100 Manat Bargeld zur Verfügung haben. Es ist nicht möglich, ohne das Auto wieder auszureisen. Wer mehr als 15 Tage in Azerbaijan unterwegs sein will, muss sich alsbald bei der Migrationsbehörde um eine entsprechende Genehmigung kümmern. Das kann auch online geschehen. Solche Dinge nicht unterschätzen, denn an den azerbaijanischen Grenzen herrscht ein rauher Umgangston. Wie überall im Kaukasus: Der Beifahrer muss aussteigen und als Fußgänger durch die Passkontrolle. Späße, flapsige Bemerkungen etc. sollte man echt sein lassen. Das ist kein Schengen hier…
Wohnmobil-Fahren in Azerbaijan
Azerbaijan achtet sehr auf Verkehrsregeln. Diese legt man zwar sehr kreativ aus, aber Touristen sollten die geltenden Geschwindigkeitsgebote unbedingt einhalten. Die Abrechnung kommt spätestens bei der Ausreise, dann die wichtigen Durchgangsstraßen sind alle videoüberwacht. Polizei kassiert Strafmandate grundsätzlich nicht in bar, sondern man erhält ein Zettelchen mit dem an den allgegenwärtigen Automaten bezahlen kann. Vereinzelt versuchen Polizisten auf eigene Kappe etwas Geld nebenbei zu machen. Hier zahlt sich Hartnäckigkeit aus. Ohne Beleg wird nicht gezahlt, unter Umständen ist es hilfreich, einen 20 Manat-Schein im Portemonnaie zu haben, denn damit sind die meisten Polizisten dann doch irgendwann zufrieden, auch wenn die Eingangsforderung 4-stellig war.
Das Fahren auf den bis zu 8-spurigen Autobahnen rund um Baku ist aufgrund der moderaten Geschwindigkeiten recht gefahrlos, lediglich die großen, teils 6-spurigen Kreisverkehre im Zentrum erfordern höchste Aufmerksamkeit. Die Straßen nach Baku und um Baku sind in einem hervorragenden Zustand. Auf dem Land sind nur die Hauptwege einigermaßen in Ordnung. Es muss mit teils bis zu 50 Kilometer langen Baustellen gerechnet werden. Zuwege zu Sehenswürdigkeiten erfordern nicht selten Allrad-Antrieb. Wenn es geht sollte Fahren in der Dunkelheit vermieden werden. Es ist stockdunkel und man sieht wirklich nichts, weder die Schafherden die hier über die Fahrbahn getrieben werden noch die Kühe, die von einer Verkehrsinsel zur anderen wandern. Vorsicht mit Taxifahrern, bitte immer den Preis vorher aushandeln. Im Stadtgebiet Baku nicht mehr als 12 Manat zahlen für eine Fahrt. Idealerweise vorher Freundschaft knüpfen mit dem Fahrer und dann am nächsten Tag wiederkommen. Dann gibt es den fairen Preis.
Parken geht in der Stadt immer und überall, dafür sorgen die jeweils für einen Straßenzug zuständigen Parkwächter, denen man allerdings den Schlüssel aushändigen muss. Öffentliche Parkplätze gibt es selbst im Zentrum ausreichend – allerdings waren wir Ende November dort. Nachteil dieser Reisezeit: Die Polizei macht sich einen Spaß daraus, Ausländer rauszupicken. Wir haben in den seltensten Fällen etwas bezahlen müssen und meist wollten sie uns nur eine gute Fahrt wünschen. Nervig ist es aber doch, weil man nie weiß, was einen erwartet.
Leben und Einkaufen
Sim-Karten gibt es in jeder größeren Stadt (Azerzell oder Bakcel), aufladen kann man später am Automaten. Für 10 Manat gibt es 5 Gigabyte, Internet dafür selbst im entlegensten Nationalpark in 3G-Qualität. Auch Bier ist kein Problem.
Man kann sich überall in Azerbaijan auf die Hilfsbereitschaft der Leute verlassen, aber auch darauf, dass man als Tourist erkannt wird und für alles grundsätzlich viel mehr zahlt als ein Einheimischer. Da dieses „Viel mehr“ aber immer noch günstig ist, haben wir niemals Beschwerden vorgebracht, weil auch selten überzogen wird.
Frei stehen ist hier nirgendwo ein Problem, auf bewachten Parkplätzen zahlt man zwischen 2 und 5 Manat. Eingekauft wird direkt an der Straße oder in einem der kleinen Markets. Die Supermärkte der großen Städte haben europäisches Niveau. Bitte auf Verfallsdaten achten – damit nimmt man es hier nicht so genau.
Bezahlen in Azerbaijan
Geld bekommt man an fast allen Automaten, allerdings niemals mehr als 200 Manat, also grad mal 100 Euro – das nervt und es empfiehlt sich, Euro oder Dollar mitzunehmen und dann vor Ort zu wechseln. Das Preisniveau ist günstiger als Armenien und etwas teurer als Georgien. Unser 50 Euro-Budget konnten wir hier sehr gut einhalten.
Trinkgeld wird für guten Service erwartet. Aufrunden passt immer. Beim Tanken oder bei sonstigen größeren Anschaffungen wird meist erst geliefert, wenn man das zum Bezahlen notwenige Geld zeigen kann. An Tankstellen wird Kartenzahlung z.B. nur dann akzeptiert, wenn man genügend Bargeld dabei hat. Geldwechsel ist überall möglich, über aktuelle Kurse bitte vorab im Internet informieren und die obligatorischen 10 Manat für den Touristenstatus einplanen.
Tanken (Diesel, AdBlue & Gas) in Azerbaijan
Diesel kostet hier etwas mehr als 30 Cent und hat Premium-Qualität. AdBlue gibt es hier in größeren Märkten für Autozubehör, ich würde mich aber nicht darauf verlassen. Markenwerkstätten gibt es meiner Meinung nach nur in Baku. Leider gibt es hier kaum LPG-Tankstellen, daher ist das Befüllen von Gasflaschen aus Deutschland nur an Gasversorgungsstätten möglich, die man beim Vorbeifahren aber gut erkennt. Wir haben 1 Euro für ein Kilogramm Gas bezahlt und niemals lang warten müssen. Je freundlicher man fragt, desto höher ist die Chance, dass sich ein passender Adapter findet.
Wie viel Zeit brauche ich für Azerbaijan?
15 Tage sind knapp bemessen. Wir haben allein in Bau 7 Tage verbracht und haben nicht alles gesehen. Für den Gobustan Nationalpark reicht ein Tag, für den Shirwan-Park sollte man sich mindestens 3 Tage Zeit nehmen. Sheiki und anderen großen Städte sind gut für Tagesausflüge. Yanardag und die Schlammvulkane sind ebenso wie der Feuertempel völlig überbewertete touristische Highlights, mit denen man sich lange aufhalten muss. Qabala und der umgebende Nationalpark lohnen aber auf jeden Fall. Für den Aufenthalt in Baku empfehlen wir den Parkplatz an der neuen Capian-Sea-Mall. Das Teppichmuseum (unbedingt anschauen) ist 300 Meter entfernt. Hier ist es zum Preis von 1 Manat/Nacht erstaunlicherweise recht ruhig und man ist innerhalb von 15 Minuten im Zentrum oder in der Old City. Es gibt Wasser und nach ein paar Minuten Weg auch eine saubere öffentliche Toilette. Wir haben dort 4 Tage problemlos gestanden. Stellplatzprobleme haben wir grundsätzlich niemals gehabt.
Menschen in Azerbaijan
Azerbaijan ist moslemisch geprägt aber nicht von der Religion bestimmt und ganz und gar nicht mit dem Bruderland Türkei vergleichbar. Verschleierung ist quasi unbekannt und das Miteinander von Mann und Frau hat zumindest in Baku absolut unseren Standard. Die Menschen auf dem Land erscheinen uns sehr arm. Baku ist manchmal bis an die Schmerzgrenze heran „neureich“. Woher die jungen Burschen hier das Geld für ihre Ferraris haben – ich weiß es nicht. Eine Studentin aus St. Petersburg erzählt mir, dass es für ihre Mit-Studentinnen sehr wichtig ist, mit Prada- und Gucci-Accessoires zu glänzen, obwohl alle wissen, dass es billige Fälschungen sind. Vor den echten Versace und Armani-Läden stehen die Einkäufer meist länger als notwendig auf dem Bürgersteig herum, damit wirklich alle sehen, dass sie sich sowas leisten können. Vor den Schulen der Reichen parken Bentleys mit Chauffeur, um die Kinder abzuholen. Bettler oder Obdachlose gibt es nicht, man hat den Eindruck, dass zumindest in Baku jedem ein Besen in die Hand gedrückt wird, um die Boulevards zu kehren. Auf den Basaren wird sehr unaufdringlich und völlig entspannt gehandelt.
Die Menschen hier sind – Ausnahme Grenzbeamte – überaus freundlich.
Politik, Menschenrechte etc.
Während unserer Zeit in Baku gab es Reisewarnungen aufgrund von ungenehmigten Demos, die von der Polizei brutal niedergeknüppelt worden sein sollen. Wir haben davon nichts mitbekommen und auch auf Nachfrage nur eine latente bis deutliche und durchgehende Unzufriedenheit mit der aktuellen Regierung erfahren. Darüber wurde aber offen gesprochen. Ich denke, dass Korruption im Ölhandel das größte Problem ist, und dass das mit der Energie erwirtschaftete Geld nicht gerecht verteilt wird. Die Schuldbildung ist gut, selbst auf dem Land sprechen viele Menschen englisch, die meisten der älteren Azerbaijaner waren in ihrer Armeezeit in Dresden oder Potsdam stationiert. Weitere Beurteilungen möchte ich mir sparen, davon weiß ich zu wenig. Apropos zu wenig: Wir sind hier auch schon mit „Heil Hitler“ begrüßt worden – nicht aus politischer Überzeugung, sondern weil man hier – ehemalige Soldaten ausgenommen – sehr wenig über Deutschland weiß. Unsere Kanzlerin kennt man allerdings! Vorsicht bei Diskussionen über Armenien – der Hass auf den Nachbarn verbindet hier alle Schichten. Wir haben aber auch junge Leute getroffen, die sich einen echten Frieden wünschen, selbst wenn Bergkarabach autonom bleiben sollte. Es ist so wie wir mit der Mauer damals – man hat sich daran gewöhnt.
Hunde in Azerbaijan
Es gibt mitunter Probleme, ein Restaurant zu finden, das Hunde akzeptiert, aber wir sind immer irgendwo fündig geworden, denn insbesondere die kleineren Betriebe sind auf jeden Manat angewiesen. Wenn der Hund nicht reindarf kann man sicher sein, dass das Essen maximal Touri-Niveau hat. Hotels und Gästehäuser akzeptieren keine Hunde. In unsere AirBnB in Bako war das kein Problem.
Essen in Azerbaijan
Sehr lecker und am besten im Straßen-Imbiss auf die Hand. Gyros (Rind/Geflügel) gibt es hier in leckeren Teichfladen eingewickelt ab 2 Manat. Ansonsten: Alles sehr türkisch und wer mit anatolischen Speisekarten klarkommt hat auch hier keine Probleme. Es ist alles nicht so schwer cremig, fettig und sahnig wie in Armenien oder Georgien. Ich habe übrigens nirgendwo besseren Kaffee bekommen als in Azerbaijan (meine Empfehlung: Americano mit heißer Milch). Allerdings “echter” Kaffee a la Azerbaijan ist nicht zu genießen. Tee (Cay) hat die gleiche Bedeutung wie in der Türkei.
Was mitnehmen aus Azerbaijan?
Wir haben uns für Teppiche entschieden, die als einzige “Souvenirs” nicht teurer sind als in den Nachbarländern. Für zwei sehr schöne Teppiche haben wir insgesamt 350 Euro bezahlt. Außerdem habe ich 45 Liter Diesel mitgenommen – die Kanister werde ich in Griechenland vertanken.
Bilder unserer Reise mit dem Wohnmobil durch Azerbaijan idealerweise im Reisblog finden oder unter dem Instagram-Hashtag #usch_in_azerbaijan .
16. Etappe – Azerbaijan (9. November – 24. November)
Exkurs I: Reiseinformationen “Mit dem Wohnmobil durch Azerbaijan”
Auf dem holprigen Weg zur Azerbaijanischen Grenze tut es einen Schlag und die Warnlampen im Ranger Cockpit schlagen Purzelbäume. Auch eine Fehlermeldung kommt: “AdBlue-Warnung – nach 500 Kilometern wird das Auto nicht mehr starten”. Zum Glück finden wir einen Markt, der AdBlue führt – was ein Wunder ist, denn wirklich NIEMAND braucht das hier… Ich fülle auf, aber die Fehlermeldung bleibt. Wir fahren nach Tiflis in die Ford-Werkstatt. Hier schraubt man den ganzen Tag herum, aber die Warnanzeige verschwindet nicht. Wir fahren los, um einen Platz für die Nacht zu finden, am nächsten Morgen wollen die Ford-Experten weitersuchen. Ist zum Glück aber nicht notwendig, denn als ich auf die Stadtautobahn einbiege erlischt die Warnmeldung. Hoffentlich war das jetzt der letzte Stolperstein auf dem Weg nach Baku. Der Service ist kostenlos, höre ich staunend.
16. Etappe – Azerbaijan (9. November – 24. November) weiterlesen