Exkurs II: Die Armenische Diaspora

1,5 Millionen Menschen starben, als während des 1. Weltkrieges und kurz danach Westarmenien von Mardin bis zum Ararat quasi “entvölkert” wurde. Auf das zum russischen Staatsgebiet gehörende Ost-Armenien hatten Kurden und Türken keinen Zugriff. Wer rechtzeitig fliehen konnte suchte und fand den Weg nach Russland, Frankreich und Armenien.

Viele dieser Flüchtlinge fanden sich im Ausland gut zurecht, einige machten ein Vermögen, andere wurden für die Kutur bedeutsam. Bestes Beispiel ist wohl der französische Sänger Charles Aznavour, dessen Eltern vor dem Genozid nach Frankreich flohen.

Zahlreiche Auslandsarmenier unterstützen heute Projekte in ihrem Heimatland, obwohl die Sichtweise etwas korrigiert werden muss, denn ihr Heimatland bleibt für immer verloren. Und Ost-Armenien ist nicht die Heimat der Vertriebenen – allein schon sprachlich gibt es hier erhebliche Unterschiede, die sich durch die türkisch/russische Grenzziehung erklären. Allerdings fördert die so genannte Diaspora das, was man als “Gemein-Armenische” Identität bezeichnen könnte: Den Glauben, die Geschichte und die Hoffnung auf eine erfogreiche armenische Jugend.

Beispiele sind vor allem die hervorragend renovierten Klöster. Noravank z.B. ist über 1000 Jahre alt, sieht aber aus wie ein Neubau. Man braucht auf den Infotafeln nicht lange nach “USAID” zu suchen, was wohl die engagierteste Diaspora-Organisation zu sein scheint.

Engagierte Einzelpersonen investieren Millionen in Schulprojekte. Ich denke, dass Armenien – durch den Streit mit der Türkei und Azerbeidschan in zwei Himmelsrichtungen zu 100 % isoliert – niemals ohne die Auslands-Armenier zurecht käme und alenfalls in den größeren Städten eine moderne Infrastruktur aufbauen könnte.

Demnach arbeitet das Land mit zwei Budgets: Das eine nährt sich aus der eigenen Wirtschaftskraft und dem Fleiß der Ost-Armenier, das andere aus dem Vermögen der Nachkommen der vertriebenen West-Armenier. Wer das koordiniert, das weiß ich nicht und ist eins der großen Mysterien hier. Ebenso weiß ich nicht, warum es in Jeriwan mehr Lexus, Porsche und Mercedes gibt als in ganz Georgien (so mein Gefühl)

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