14. Etappe – Georgien (14. September – 12. Oktober)

Exkurs I: Das Weingut Vacheishvili
Exkurs II: Abchasien und Süd-Ossetien
Exkurs III: Das Verhältnis Georgiens zu Russland
Exkurs IV: Der Waschlowani-Nationalpark

Wir sind etwa 650 Kilometer von der Georgischen Grenze, 900 Kilometer von Tiflis und etwa 1100 Kilometer von der russischen Grenze entfernt. Hier hätten wir in Wladikawkas das eigentliche Ziel unserer Reise erreicht.

Ich habe die Sorge um den abgebrochenen Außenspiegel und die kaputten Sicherheitsgurte jetzt in andere Hände gegeben, denn Improvisieren ist nicht die Stärke von Ford in Malatya. Es hätte nochmal 2 Wochen gedauert. Hier gibt es zum Glück unzählige kleine Schrauberwerkstätten, die sich über so einen Auftrag mächtig freuen. Auch um den zerrissenen Haltegurt für die Kabine kümmere ich mich selbst und werde auf dem Basar in Malatya fündig.

Unsere erste Begegnung mit dem kaukasischen Landvolk.

Dienstag, Mittwoch und Donnerstag haben wir an der Kabine herumgeschraubt. Da waren Schubladen-Schienen abgerissen, Türen verzogen und Klappen abgerissen. Der Kühlschrank war völlig verschimmelt. Gut, dass wir so nicht losgefahren sind und quasi gezwungen wurden, die Zeit zu nutzen.

Von wegen “Alpinisten sind Egoisten!” Auch im Kaukasus treffen wir fast ausschließlich auf nette Leute, die sogar ihr letztes Wasser mit unserem Hund teilen.

Dann endlich: Es ist Freitagmittag, das Auto ist fertig und wir starten. An der Grenze zu Georgien gibt es ein Schaulaufen von einem Grenzhäuschen ins andere, aber irgendwie alles höchst locker. Schon wenige Kilometer hinter der Grenze verwischen neue Eindrücke das gewohnte Türkei-Bild. Hier ist von einem Meter auf den anderen alles komplett anders – selbst die Hunde, vor allem die Landschaft. Wir fühlen uns aber sofort heimisch. Wir werden hier nicht auf den ersten Blick als Touristen erkannt, die Kinder laufen nicht hinter uns her und alles wirkt unerwartet europäisch. Die Georgier sind nicht unbedingt auf den ersten Blick sympathisch – eher wie die Sauerländer. Die Nacht verbringen wir auf dem Parkplatz eines russisch-orthodoxen Klosters und am nächsten Tag starten wir gut ausgeruht Richtung Tiflis.

Und was ist das denn für eine Stadt? Eine Million von 4 Millionen Georgiern wohnt in der Hauptstadt – und man kann das verstehen: Die Stadt hat ein wunderbares Flair, was uns spontan an Lubljana erinnert. Allerdings: Für Taxi, Essen, Simkarte und ein paar Kaffee lassen wir auch 40 Euro dort an einem Nachmittag. Von wegen “Das kost’ da fast gar nix…!”

Wir fahren zügig weiter, weil am Samstag unser Russlandvisum abläuft und wenn wir noch nach Wladikawkas wollen, müssen wir zügig über den Kaukasus. Auf der Strecke fragen wir einen Schäfer, ob wir auf seiner Wiese direkt am Fluss übernachten dürfen. Wir baden im eiskalten Fluss und freuen uns auf die nächsten Abenteuer.

Das Denkmal der “Georgisch-Russichen Freundschaft”

Mehr Bilder finden auf www.instagram.com/schmallenbergudo

Dann starten wir voller Erwartung unseren Tripp über die Georgische Heerstraße Richtung Wladikawkas. Unser Visa gilt noch für 3 Tage und wir wollen in Russland wenigstens einen Blick auf den Höchsten Berg Europas werfen.

Der historische Pass führt bis auf 2400 Meter und ermöglicht uns unvergleichliche Eindrücke. Das ist hier was ganz anderes als die Alpen – viel weiter, viel wuchtiger, irgendwie beeindruckender. Zwischendurch aufstrebende Skiorte, verwunschene Klöster, faszinierende „Lost Places“, Unmengen von Tieren auf der Fahrbahn und LKWs, die völlig angstfrei durch die Serpentinen gebügelt werden.

Am Denkmal für die georgisch-russische Freundschaft treffen wir einen Frau aus Hongkong, die von ihren Ängsten berichtet und ganz erstaunt ist, dass wir Deutsche wissen, was gerade in ihrer Heimat passiert.

Wir fahren durch bis Stepantzminda und nehmen nach einem tollen Frühstück mit Blick auf den 5000er Kashbek die Grenze in Angriff. Bis dahin wieder ein faszinierendes Niemandsland, in dem sich wirklich niemand für die Qualität von Straßen oder Tunnelanlagen verantwortlich fühlt.  Wir fahren in einen Tunnel und erschrecken uns mega, denn hier gibt es keinerlei Licht und die LKW donnern durch als wollten sie dem Sputnik hinterher ins All geschossen werden.

Dann die Grenze: der Georgische Zöllner checkt kurz die Papiere und winkt uns durch. Bei den Russen sieht das aber mal ganz anders aus. Erstmal Papierkram: Einreisedokumente ausfüllen, Passkontrolle. Der größte Wirbel wird um das Auto gemacht. Ich bekomme eine ordentliche Einführbestätigung mit ausgeklebtem Siegel. Die eigentliche Kontrolle des Wohnmobils läuft eher lasch. Trotzdem sind die Russen die ersten Grenzer, die wirklich in jede Schublade kucken.  Der Spaß dauert etwa 2 Stunden und ich frage mich, wie dort jemals dieser LKW-Stau abgefertigt werden soll? Auf dem Weg nach Wladikawkas passieren wir drei Kilometer lang einen wartenden LKW nach dem anderen.

Dann Wladikawkas: Was in manchen Reiseführern als verträumter Kletterer-Treffpunkt dargestellt wird, ist eine große moderne Stadt mit viel Hektik. Sylvia ringt dem Geldautomaten 1000 Rubel ab und ist megastolz bis wir ausrechnen, dass wir gerade 14 Euro gewechselt haben und damit nicht sehr weit kommen.

Uns wird schnell klar: Wir haben hier nur 2 Tage maximal, und in dieser Zeit werden wir uns auf diese völlig neue Kultur nicht einstellen können. Wir haben die gewünschten Stempel im Reisepass und beschließen, wieder nach Georgien zu fahren, wo wir auf Anhieb mit Land und Leuten warm geworden waren. Kurz vor der Grenze wird uns der bevorstehende Stress aber doch zu viel und wir biegen in einen Waldweg ab, um uns ein Nachtlager zu suchen. Der Ranger schraubt sich über eine Schotterpiste bis zu einem verlassenen Hotel und bei knapp über 2000 Meter finden wir einen Stellplatz mit einer nicht mehr zu toppenden Aussicht. Ich bin nicht ganz sicher, aber ich glaube, dass ich von hier aus alle bedeutenden 5000er des Kaukasus auf einen Blick sehen kann.

Sonnenaufgang über dem Kaukasus – Hier von unserem russischen Stellplatz aus.

Kurz nachdem wir uns eingerichtet haben steht Polizei vor der Tür und klopft. Der Mann checkt unsere Papiere, scannt die Visa mit dem Handy ab und versucht uns verständlich zu machen, dass wir hier nicht stehen dürfen. Irgendwie hat ihn mein enttäuschter Blick aber doch überzeugt. Er macht ein Zeichen, dass wir zum Schlafen stehen bleiben dürfen, aber danach sofort verschwinden sollten. Er gibt auch die Richtung vor, offensichtlich geht es andersrum zu einer Art „Grünen Grenze“. Ob die Autos, die hier die ganze Nacht durch unterwegs sind irgendwas schmuggeln wollen wir nicht wissen.

Am morgen fahren wir wieder über die Grenze und sind deutlich entspannter.

Zurück in Georgien geht es uns sofort besser.  Dieses Land hat etwas Lässiges und sehr Entspanntes an sich – irgendetwas zwischen der Türkei, wo man dir auch ungewollte die Wünsche von den Lippen abliest und Russland, wo zumindest auf den ersten Eindruck eine gewisse Distanziertheit herrscht. Es ist sehr europäisch hier, und mir wird wieder bewusst, wie sehr die Integration in einen Kulturkreis mit persönlichem Wohlbefinden zu tun hat. Wie sehr müssen die Flüchtlinge in Deutschland darunter leiden und wie lange dauert es, bis die Seele die neue Kultur als freundlich empfindet?

Hier ist so viel Platz….

Ich komme hier mit der Arbeit gut voran, da es selbst in den entlegensten Tälern einen Hügel gibt, auf dem ich meine E-Mails abrufen kann. Tagsüber sitzen wir oft lang in Cafes, die grundsätzlich freies WLan anbieten. Als nächstes steht eine Wanderung zum Kasbek-Gletscher auf dem Programm. Aber alles mit Muße. Was man sonst an einem Tag erledigt – Anfahrt, Wandern, Rückfahrt, dafür nehmen wir uns jetzt drei Tage Zeit und genießen die unglaublichen Details. Z.B. dieses tolle Käsebrot, das es in Georgien für einen Euro an jeder Ecke gibt: Das Weißbrot wird im Steinofen mit ganz viel Käse gefüllt knusprig gebacken.

Hier auf 3000 Meter tickt die Uhr anders und man kommt ans Nachdenken…

Wir stehen hier nur frei und das klappt auch ganz gut. Heute morgen sind wir in der Einöde wach geworden und ein Allrad-Taxi nach dem anderen fuhr vorbei. Wo die hinfahren muss es etwas zu sehen geben, dachten wir uns und richtig: Die Kolonne führte uns in das Bergdorf Jota, von wo aus wir eine tolle Wanderung bis auf 3000 Meter hinauf genießen durften. Die Kasbek-Tour läuft uns ja nicht davon. Selbst hier oben auf 2600 Meter habe ich mit meiner Sim-Karte perfektes Internet. Der Parkwächter nimmt uns 10 Lari ab, dafür dürfen wir hier auch übernachten – für 3 Euro.

Faszination Kaukasus…

Wir sind jetzt seit einer Woche im Kaukasus und die Zeit fliegt nur so dahin. Stefantsminda ist ein Bergdorf, in dem sich Kletterer und Wanderer aus allen Nationen auf engstem Raum begegnen und hier auf eine einheimische Bevölkerung treffen, die sehr selbstbewusst die unglaublichen Ressourcen dieser Traumlandschaft verwaltet. Das Leben ist nicht so günstig wie erwartet, aber dafür ist das auch ein absoluter Hotspot hier. Wir stehen für 5 Euro auf dem Parkplatz eines kleinen Hotels – wer eine saubere Toilette haben will muss selber putzen. Gestern habe ich auf der Suche nach Ladestrom für die Kabine die Stromversorgung eines ganzes Stadtviertels ausgeschaltet .

Der Gipfel des Kasbek gibt sich wolkenverhangen…

Der 5000 Meter hohe Kasbek ist ein “Musthave” für jeden Georgien-Reisenden. Wir fahren hoch zum Kloster und starten eine wunderschöne Tour zur Berghütte auf 3300 Meter, nur einen Steinwurf vom mächtigen Gletscher entfernt.

Die Infrastruktur baut sich gerade erst auf – um über diesen Bach zu kommen mussten wir große Sätze hinlegen.

Wir sind jetzt eine Woche in Georgien und müssen am 29. in Tiflis am Flughafen Sylvias Freundin abholen.

Der Abschied vom Kaukasus wird uns schwer fallen. Selten hat uns eine Region so tief beeindruckt wie dieses Gebirge

Wir fahren die Georgische Heerstrasse zurück nach Tiflis und biegen auf die gut ausgebaute Autobahn Richtung Gori ab. Im Geburtsort von Stalin finden wir mit einer Mühe den Weg zu Nika Vacheishvilis Weingut. Die Straße führt durch Schlaglöcher und über Schotter und wir passieren ein Dörfchen nach dem anderen. Am Ende müsst ihr durch einen Fluß – soweit die Wegbeschreibung.

Die Anfahrt sollte sich lohnen, denn der Georgische Winzer hat sich hier ein echtes Juwel geschaffen. Wir entscheiden spontan, hier ein paar Tage Urlaub zu machen bei fantastischem Essen und einem echt guten Rotwein. Hier mehr dazu erfahren: Exkurs I

Nika und Diana Vacheishvili haben sich im Atenuri-Tal einen Lebenstraum erfüllt.

Nika Vacheishvili ist ehemaliger Kultusminister Georgiens und noch heute Professor für Kultur. Wir stehen mittlerweile ein paar Tage im Atenuri-Tal und sind vollkommen von der Magie dieses Ortes erfasst. Hier ist das Leben absolut entschleunigt, ohne dass man den Kontakt zum Aussen verliert – jeden Abend kommen neue Gäste und man sitzt beim Abendessen oder Frühstück mit immer neuen netten und interessanten Leuten beisammen.

Die Weinstöcke sind hängen übervoll, sollen aber noch 14 Tage Sonne bekommen. Nika hält sich an die über 1000-jährige Weinbautradition dieser Region.

Wir sind seit fast einer Woche auf dem Weingut Vacheishvilli und kommen das erste Mal in unserer Reisezeit wirklich “runter”. Es bleibt einem nichts anderes übrig, als sich auf den Rhythmus der Leute hier und ihres Alltags einzustellen. Ich liege hier zwei drei Stunden in der Hängematte, höre Bob Dylan und spüre, dass man keine Pläne, geregelte Tagesabläufe etc. braucht, wenn man innerhab eines kulturellen Systems, in dem man nicht als Tourist bewertet wird, gutes Essen, einen Platz zum Schlafen und Muße zum Nichtstun hat.

Aber auch hier ist nicht das Paradies: Ich habe viel Gelegenheit, mit Georgiern über Europa und ihre Angst vor dem Nachbarn im Norden zu sprechen.

Siehe auch Exkurs II – Abchasien und Süd-Ossetien

Die Georgischen Straßenhunde sind sehr zutraulich und ganz selten aggressiv – aber auch wenn sich viele Georgier kümmern: Das Tierleid hier ist vielfach schwer zu ertragen.

Nach sechs Tagen auf dem Weingut sind wir extrem entschleunigt, aber mein Magen hat viel Wein noch nie vertragen und ich bin ganz froh, wieder los zu können. Wir verabschieden uns von Nika und Diana, die uns zu echten Freunden geworden sind und machen uns auf den Weg nach Gori, wo wir das Gedächtnis-Monument für den 2008er-Krieg und das Stalinmuseum besuchen.

In Gori leistet sich die Stadt die Erinnerung an einen berühmten Sohn: Stalin wird hier aber dankenswerterweise nicht gefeiert, sondern allenfalls nüchtern aber unkritisch dokumentiert.

Während mich die bronzenen Kriegerstatuen tief beeindrucken, wird mir das monumentale Stalin-Museum nur als muffige Ansammlung alter Teppiche und schlecht fotokopierter Fotos und Dokumente in Erinnerung bleiben.

Aus dem Krieg kehrt niemand unverseht zurück – das ist wohl die Aussage dieser beeindruckenden Erinnerung an den Abchasien-Krieg 2008.

Wir übernachten auf dem Flughafen von Tbilisi, den wir ohne Navi erst nach vielfacher Querung der georgischen Hauptstadt erreichen – mit den Nerven ziemlich am Ende. Autofahren in Georgien hat nichts von der munteren Lässigkeit, mit der die Türken unterwegs sind. Autofahren in Georgien ist Kampf, Streit und Auseinandersetzung, das macht keinen Spaß, vor allem nicht mit einem 3,5 Tonnen-Wohnmobil.

Der Flughafen verkörpert vieles von dem, für was Tiflis steht: Es ist ein Knotenpunkt zwischen Balkan, Russland, Türkei und Asien – und so wirkt das internationale Menschengewirr hier auch. Sylvias Freundin kommt nach Zwischenstopp in Istanbul pünktlich an und unser georgischer Freund Levan bringt uns in Zentrum, nachdem wir unser Wohnmobil am Rand der Millionenmetropole abgestellt haben. In Tiflis finden wir uns in einer wunderschönen Altbauwohnung (AirBNB) wieder, in der man Fußball spielen könnte, so groß ist sie. Die Damen schlafen und ich bringe mal wieder den Blog und Instagram aus Stand. Die nächsten 5 Tage steht “Tiflis” auf dem Programm.

Minarett der Juma-Moschee

Man braucht schn eine gute Woche, um Tiflis einigermaßen zu erfahren. Was hier fasziniert ist der teilweise erstaunlich gute Zustand der alten und teils unsanierten Bausubstanz, aber auch die Qualität der modernen Bauwerke. Dazwischen herrlich viel bunter und echt multikulturelles Leben.

Viel Aufwand für eine Fußgängerbrücke: Die Friedensbrücke.
Das Schauspielhaus mit dem Regierungsgebäude im Hintergrund.
In Georgien spielt Musik eine eine große Rolle – dieses Piano wird in einer Kneipenmeile den ganzen Tag von irgendwelchen Leuten bespielt.
Viele dieser Häuser sind liebevoll als AIRbnb-Appartements oder Hostels hergerichtet.
Vegetarische Küche in einem traum aus Stuck und Licht.

Schönen Gruß von Harry Potter…

Wir besuchen Marienfeld – etwa 20 Kilometer östlich von Tiflis – und finden wirklich noch “Deutsche Häuser”. Marienfeld – 1814 von Siedlern aus Württemberg gergündet, ist die älteste deutsche Siedlung in Georgien und es grenzt an ein Wunder, dass einige der in einem typischen deutschen Kleinbauern-Stil gebauten Häuser wirklich noch in der ursprünglichen Form stehen, obwohl die letzten Deutschen hier von Stalin direkt nach Ausbruch des ersten Weltkrieges nach Sibirien deportiert wurden.

Die alte Dame hat den großen vaterländischen Krieg, die Gräueltatet Stalins und die Selbständigkeit Georgiens erlebt – und auch die letzten Deutschen noch kennengelernt.

Die heutigen Besitzer haben weder das Geld noch das Interesse an der Erhaltung der Bausubstanz und leben dort einfach nur – gut isoliert hinter dicken Steinmauern. Wir dürfen ein “Deutsches Haus” besichtigen und sofort wird Kaffee und Kuchen aufgetischt. In einem tiefen Kellergewölbe bekommen wir eine private Weinprobe und wir betrachten ehrfürchtig die in den Putz gekratzten Notizen der ersten Deutschen in Georgien.

Spannende Sache: Private Weinprobe. Auch unser Guide Levan (links) staunt.
Wie vor 200 Jahren – ein “Deutsches Haus” in Marienfeld.

Uns wird zum ersten Mal bewusst, wie arm die Leute hier auf dem Land sind – aber auch wie ausgeglichen, zufrieden und gastfreundlich. Von Instagram oder Facebook hat hier kaum einer was gehört.

Stets werden wir mit großer Neugierund sehr offenherzig empfangen.
Mit dem Buggy durch Signagi – die engen Gassen sind mit dem Auto nicht zu befahren.

Zuvor hatten wir Signagi besucht und die alte Stadt mit ihren verwinkelten Gassen mit einem Gelände-Buggy erkundet.

Eine wunderschöne Stadt: Signagi gilt als “Love-City” als erste Adresse für Georgische Flitterwöchner.

Die Gastfreundschaft der Georgier wird nur noch durch ihre Tierliebe übertroffen.

Kakheti ist die traditionsreichste Weinbauregion Georgiens und der Weinbau ist hier auf auf die handwerklichen Fertigkeiten der ersten Deutschen zurückzuführen. In jedem Bauernhaushalt werden ein paar hundert Liter Wein produziert – daneben hat sich eine echte Weinbau-Industrie entwickelt, die Georgischen Wein auch exportiert. Die Region konnten wir derart intensiv nur mit Hilfe unseres einheimischen Guides erkunden.

Man könnte Tage durch Tiflis streichen und hätte immer noch nicht alles gesehen. Heute haben wir die Hundelady kennengelernt. Die Dame bettelt um Futter für ihre 5 Welpen und zahllosen Katzen, die rund um Ihren Schlafplatz streichen.

Wir fahren mit unserem unglaublichen Taxi-Guide Levan herum und besichten zwei beeindruckende Kirchen: Die eine neu und von einem Olligarchen vor 8 Jahren finanziert, die andere 600 Jahre alt und voller Geschichte.

Holy Trinity – vor 14 Jahren für unvorstellbares Geld auf der Grünen Wiese gebaut – heute religiöser Mittelpunkt Georgiens-.
Mzcheta – Die Klosteranlage ist extrem geschichtsträchtig und gerade innen fast vollständig unrestauriert.

Wir haben um drei Tage verlängert und sind in ein neues AIRbnb gezogen. Wir zahlen 16 Euro pro Nacht, müssen allerdings auch deutlich weiter laufen bis ins Zentrum.

Unser neues AIRbnb – diesmal nur ein Raum aber alles sehr praktisch und sauber. Für 16 Euro die Nacht.

Der nächste faszinierende Tiflis-Tag führt mich ins Nationalmuseum. Ich hatte vergeblich versucht, aus den gegoogelten Wikipedia-Bruchstücken ein funktionierendes Verständnis für die jüngerer georgische Geschiche zusammenzubasteln – leider vergeblich. Im Museum finde ich endlich den Faden, den nicht nur Stalin blutrot gefärbt hat.

Exkurs III: Das Verhältnis Georgiens zu Russland

Gefängnistüren, Exekutionsbefehle, Totenlisten, geheime Protokolle. Die Abteilung “Geschichte Georgiens von 1908 bis heute” ist unglaublich eindrucksvoll. Hoffentlich kann die Volksseele das alles irgendwann verarbeiten und Frieden mit Russland finden.

Sylvia war derweil im Schwefelbad und ist hin und weg: Hier treffen sich die Damen des Viertels zum gemeinsamen Baden und ausgiebiger Körperpflege. Tiflis ist auf heißen Schwefelquellen gebaut und das gemeinsame Bad hat hier Tradition.

So langsam ist auch gut mit Tiflis und wir tauschen das schöne Zimmerchen wieder gegen das Wohnmobil. Auf dem Weg zu einer Wüstenlandschaft im Süd-Osten des Landes müssen wir uns im Besucherzentrum registrieren und dann bei der Grenzpolizei eine Erlaubnis zum Betreten des Nationalparks an der azerbeidschanischen Grenze einholen.

Danach geht es 70 Kilometer über eine der schlimmsten Straßen die wir bislang gefahren sind. Irgendwann erwischen wir die falsche Piste und müssen uns in einem kleinen Dorf durchfragen. Aus einer feuchtfröhlichen Männerrunde steht einer auf und bietet sich als Führer an. Allein hätten wir das niemals gefunden. Englisch funktioniert hier übrigens überhaupt nicht mehr. Am Ende ist es auch dunkel und wir sehen gar nichts mehr. Internet für’s Navi ist auch aus. Wir machen Halt für die Nacht und erleben einen gigantischen Sonnenaufgang

Die drei Hirten wünschen uns einen guten Tag!
Echts Straßen gibt es hier nicht mehr.

Straßen gibt es hier nicht mehr, nur noch Pisten, die mir aber lieber sind als diese Schlagloch-Abenteuer.

Im Hintergrund der kleine Kaukasus und vor uns die Steppe.

Adler und Gänsegeier haben wir leider nicht gesehen. sehen. Wir haben eine Aufenthaltserlaubnis für 3 Tage, offiziell abgestempelt von der Border-Police. Man hat zwar keinen Stress mit den Nachbarn im Süden, trotzdem wird die Grüne Grenze im Rahmen der Möglichkeiten überwacht und kontrolliert. Drei Tage reichen auch – man kann den Staub nicht viel länger ertragen.

Hey Allemann – Kurdish Cigarettes? Im Nationalpark werden wir herzlich begrüßt – wie überall in Georgien.

Drei Tage Vaschlawi-Nationalpark – was für ein Erlebnis. Wir fahren rund 100 Kilometer im Schrittempo durch ausgetrocknete Bachläufe, trockene Steppe und malerische Schluchten. Hier ist es tagsüber immer noch um die 28 Grad und das Trinkwasser wird in Kanistern zu den Rangerstationen transportiert.

Die Piste schlängelt sich durch malerische Schluchten bis zur Grenze nach Azerbeidschan.

Die versprochene Artenvielfalt bekommen wir leider nicht zu Gesicht, aber diese massive Einsamkeit an einem der verlassensten Orte, an denen wir bislang waren, ist ein echtes Erlebnis, das lange nachhallen wird.

Wie im Wilden Westen – und die Schilder lassen keine Zweifel, welche Art von Fahrzeugen hier fahren sollten.

Wir kommen mit unserem Auto an unsere Grenzen, zumindest die steilen Abfahrten hinunter in die trockenen Flussläufe sind abenteuerlich, aber der Ranger macht das alles tapfer mit.

Mit einem normalen PKW ist das hier nicht zu machen.

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