Exkurs II: Südossetien und Abchasien

In der Vorbereitung auf unsere Reise haben wir uns natürlich auch über politische und völkerrchtliche Dinge informiert. Dabei blieben Südossetien und die autonome Republik Abchasien im Verständnis der Gesamtlage immer etwas nebulös. Gerade in bezug auf die Kaukasus-Republik Süd-Ossetien waren wir von ethnischen oder religiösen Hintergründen, und allgemein geschichtich begründeten Souveränitätsbestrebungen ausgegangen.

Über Abchasien redet man hier nicht viel, denn die Geschichte ist blutig und wohl auch von ethnischen und nationalistischen Differenzen geprägt. Anders sieht das in Südossetien aus, wo es keine echte Regierung gibt, sondern die Staatsgewalt inkl. der Grenzkontrollen von russischem Militär ausgeübt wird. Fragt man die Georgier, dann sind die 50.000 Süd-Ossetier alles andere als freie Menschen und jeden Tag weitet der unbeliebte Nachbar Russland seinen Einfluss weiter aus und zwar aus rein wirtschaftlichen Interessen: Abchasien und Südossetien sind nicht militärstrategisch interessant sonden nur noch wirtschaftsgeografisch, denn wichtige Teile des Gastransports von Russland in den Westen läuft über diese Gebiete.

Ein Grenzübertritt ist nicht möglich, denn ein Stempel der süd-ossietischen oder abchasischen Verwaltung im Pass bedeutet gleichzeitig für Einreisende in Georgien, dass ein illegaler Grenzübertritt vorliegt, der im besten Fall mit einem Einreiseverbot geahndet wird. Touristen kommen beim Wandern schnell in diese Situation, denn die “Grenze” verläuft etwa 20 Kilometer neben der “Georgischen Heerstraße” und nahezu jedes Tal Richtung Westen endet irgendwann auf süd-ossietischem Gebiet.

Im öffentlichen Leben wird wenig über den Autonomiestatus der drei Republiken (auch die Region um Botumi ist autonom) geredet, allerdings ist überall und deutlich die Abneigung gegen den Nachbarstaat zu spüren, obwohl gerade im Kaukasus sehr viele russische Touristen für Umsatz sorgen.

Das eigentlich Problematische ist, dass Russland seinen Einflussbereich in Südossetien immer weiter ausdehnt, ohne dass die aktuelle Regierung sich mal zu einem weltweit zu hörenden “Halt” aufruft. Es gibt keinen zu berdenden “Status Quo”, weil die Ansprüche Russlands nicht definiert sind, sondern nach belieben ausgedehnt werden. “Wir verlieren jeden Tag ein paar Meter an die Russen und es ist nicht abzusehen, dass das aufhört”, dürfen wir einen Lokalpolitiker aus Tiflis zitieren. Wer befürchtet, mit seinem Land “geschluckt” zu werden, muss wegziehen oder seinen georgischen Pass gegen den russischen tauschen.

Um ehrlich zu sein: Wir haben noch nicht mit einem Russen über dieses Thema gesprochen und kennen die Geschichte nur von einer Seite. Daher wird dieser Artikel sicherlich nocht fortgesetzt.

2 Gedanken zu „Exkurs II: Südossetien und Abchasien“

  1. Auf dieser Welt gibt es bestimmt noch mehr ähnlicher anstehender Konflike. Das einzige Konflikt, dass wir alle gemeinsam haben, ist die Rettung unseres Planeten für die Menschheit gesamt. Aber wirtschaftliche Interessen sind immer noch “wichtiger”. Wie lange noch … ?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert