Exkurs I: Das Paradies von Nika Vacheishvili

Wir sind mal wieder gestrandet – diesmal auf einer Trauminsel: Das Weingut von Nika Vacheishvili (51) nahe des Stalin-Geburtsortes Gori im Zentrum Georgiens erfüllt alle Aussteiger-Träume. Auf einem überschaubaren Berggrundstück im Atenuri-Tal mitten in einer über 1000-jährigen Weinbau-Tradition hat sich der gelernte Kulturhistoriker seinen persönlichen Traum vom Winzerleben erfüllt.

Mit einer Anbaufläche von 30.000 Quadratmetern könnte er einem deutschen Weinbauern allenfalls ein “Och ist das süß” entlocken, aber für georgische Verhältnisse ist das mehr als genug, denn um den Vertrieb muss er sich dank eines gut besuchten Gästehauses nicht kümmern und industrielles Wachstum ist nicht Nika Vacheishvilis Thema. Lieber baut und plant er sein Museum auf dem Nachbargrundstück.

Wer das Gästehaus besucht ist geneigt länger zu bleiben: Aus Angst vor dem abenteuerlichen Rückweg mit Schotter, spanferkelgroßen Schlaglöchern und Fluss-Überquerungen, aber hauptsächlich, weil man sich hier so unglaublich wohlfühlen kann.

Durch Mund-zu-Mund-Propaganda ist das Haus stets gut gefüllt und der Hausherr begrüßt seine vornehmlich deutschen Gäste fließend in deren Muttersprache. Die Küche ist ein georgischer Traum und die Unterkünfte stehen weit über landestypischem Gästehaus-Niveau. Das hat hier schon deutschen 3-Sterne-Charakter und die Liebenswürdigkeit der Gastgeber bügelt alle eventuellen Schwachstellen charmant aus. Wir haben uns während unserer ganzen Reise außer im Kloster bei Bobota (Rumänien) nirgendwo so herzlich umsorgt gefühlt wie hier im georgischen Niemandsland, gut 20 Kilometer unsagbar schlechter Wegstrecke vom nächsten Ort entfernt.

Das Abendessen kostet 80 Lira für 2 Personen, also etwa 12 Euro pro Kopf. Dabei kann man sich die Weinkarte des Hauses hoch und runter trinken – ohne Aufpreis…

Nika braucht keinen Vertrieb – was er produziert wird im Gasthaus getrunken – insgesamt rund 4000 Liter pro Jahr. Gekeltert werden die für die Region Atenuri historisch wichtigen Trauben Takveri (Rot) und Chinebuli (Weiß), wobei der Winzer neben Rot- und Weißwein auch einen feinen Rose aus weißen Trauben mit Maische aus roten Trauben fermentiert. Die Flaschen werden direkt abgefüllt. Nach alter Tradition müsste noch im Ton-Amphoren gelagert werden, aber der Aufwand wäre zu groß.

Das Geheimnis des Bodens ist dessen starker Magnetismus. Die Erde ist so “anziehend”, dass man sie mit einem Magneten aufnehmen kann.

Unsere absolute Top-Empfehlung für Georgien: www.atenuri.ge

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