Archiv der Kategorie: Vorbereitungsphase

Ich befasse mich seit etwa 3 Jahren mit dem Wunsch, das bisherige Lebensmodell gegen ein Neues auszutauschen. Die Umsetzung scheiterte immer an Wucht des Gepäckes – kognitiver und realer Art – das man als Mann so in den späten 50-ern mit sich herumschleppt. Irgendwann gelang es, zuerst die kognitiven Barrieren aus dem Weg zu räumen, etwa ein halbes Jahr zuvor wurde mit dem Verkauf des Hauses der erste wirklich große Schritt angegangen. Die nachfolgenden Blogartikel befassen sich mit meinen Gefühlslagen vom Tag “48 Tage vor der Abreise” an.

Minus 12 – es wird nicht weniger

Jeden Tag bringe ich ein oder zwei Pickup-Ladungen Zeugs in unseren Container oder auf die Deponie und mich deucht, irgendein griechischer Göttervater hat mir eine unlösbare Aufgabe gestellt, denn der Kram zuhause wird nicht weniger.

heute habe ich um Container umgestapelt und noch mal drei oder vier Kubimeter Platz geschaffen, aber ob das reicht? Die Waschmaschine ist noch da, der Trockner, das letzte Bett, die Teppiche und vor allem die Pflanzen. Minus 12 – es wird nicht weniger weiterlesen

Minus 13 – Israel

Meine Frau will nach Israel und zugegeben – rein entfernungstechnisch wäre das ‘ne Tagesetappe durch Syrien und klacks wär man da. Die aktuellsten Reisetipps empfehlen einen Bus ab Ankara, aber ich denke, auch diese Linie dürfte inzwischen eingestellt sein. Man kommt irgendwie rüber, aber es ist ein Mega-Aufwand und ein Jahr ist nicht so lang, wenn man von Warstein in den Kaukasus, ans Nordkapp und in die Sahara will. “Das geht nur nicht weil du das nicht willst!” mosert die beste aller Beifahrerinnen ganz im Stile von Ephraim Kishons Gattin. Minus 13 – Israel weiterlesen

Minus 15 – So wie immer

Wie soll das unterwegs mit dem Arbeiten gehen.? Eigentlich so wie immer: Wenn ich gutes WLAN habe kann ich arbeiten, wenn nicht, dann nicht.

Man ist in Deutschand nicht gerade verwöhnt mit schnellem und überall erreichbarem Internet. Das wird in Albanien oder Montenegro auch nicht schlechter sein.

Wenn ich online bin kann ich schreiben , mich um die technischen Probleme meiner Kunden kümmern, Projekte koordinieren und mich per Mail oder Telefon im Team abstimmen – also alles wie immer?

Eigentlich schon, denn die wichtigen Leute sehe ich auch jetzt sehr selten. Zudem habe ich in den letzten Monaten viel Wert auf die Schaffung von so genanntem “Regelmäßigen Grundeinkommen” gelegt. Das sind von langer Hand angelegte Projekte, die bislang nur Geld und Arbeit gekostet haben, jetzt aber so langsam erste Früchte tragen.

Dieser Reiseblog z.B. wird von alleine laufen, sobald ich die kritische Anzahl von täglichen Klicks erreicht habe, die es braucht. Die bekommt man aber nur durch gute Themen und tolle Bilder – damit kann ich noch nicht dienen – bald werde ich aussortieren müssen, über was ich blogge und über was nicht.

Frage ist nur, ob ich wirklich immer Lust habe was zu tun. Das hat allerdings die Erfahrung mit vielen Wohnmobiltouren schon gezeigt: ich bin unterwegs kreativer, schneller und vor allem konzentrierter. Ich hab da nichts mehr um die Ohren. Ich für mich bin sicher: Die Arbeit wird nicht das Problem sein.

Minus 16 – Die eigene Kraft

Würde ich derzeit auf den mentalen Lukas hauen, ich würde nicht einmal das Angeber-Niveau erreichen. Gerade in einer Zeit, in der man sich auf seine Ressourcen verlassen können sollte, bin ich platt wie Flasche leer – Glückwunsch nachträglich an Guiseppe Trappatoni zum 80. Geburstag!

Andererseits: ich denke dass ich es auch nur bis zum 1. April schaffen muss, danach gibt es keine Aufgaben mehr, die ich zu lösen hab, keinen Stress mehr, dem ich mich stellen muss und wahrscheinlich auch eine Menge Verantwortlichkeiten weniger.

Komisch, dass die Vorbereitungen zum Stressabbau so stressig sind.


Minus 17 – Stephan Grünewald

Stephan Grünewald schreibt sehr intelligente Sachen, die man sehr gut verstehen kann. In seinem Buch “Wie tickt Deutschland?” erklärt er uns das eigentliche Problem unseres fast schon familiären Verhältnisses zu Mutter Merkel und er definiert unsere Lebenswelt in ein “Innen” (das Auenland) und ein “Draußen” ( das Grauenland). Wir fühlen uns einigernmaßen sicher drinnen und fürchten noch mehr , was draußen ist das, was reinkommen könnte – z. B. Flüchtlinge.

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Minus 18 – Unwohlsein

Ich habe absolutes Verständnis für jede Art von Entscheidungen, die begründet sind. Wer sich Gedanken macht, macht alles richtig. Etwas unwohl wird mir aber beim Gedanken, ob das, was man tut richtig ist und wenn ja dann für wen.

Schüler auf Freitagsdemos werfen mir vor, dass ich Ihre Zukunft bereits zerstört hätte. Ihr Kinder…

Wenn ihr mal groß sein möget, dann werdet ihr auch keine anderen Ziele haben, als möglichst schnell möglichst viel auf eure Seite zu bringen oder über euer Unglück zu lamentieren. Dem Menschen liegt es halt nicht im Blut, Macht nicht zu missbrauchen.

Ich höre ein Interview mit einer der Führungspersönlichkeiten der Schülerbewegung. Allein ihr Dasein bedingt schon ihre Teilhabe an der Kollektivschuld. Eins hab ich auf jeden Fall mit Ihr gemeinsam: Wir werden die Welt beide nicht retten können.

Minus 20 – Surreal

Am Sonntag bin ich durch Warstein gelaufen. Ich hab da eine wunderschöne Jugend erlebt, lange in einer damals ziemlich lebendigen Stadt gearbeitet. Damals gab es drei Zeitungen – ziemlich viel für so eine kleine Stadt. Aber als Journalist hat das Spaß gemacht – schneller, witziger, besser sein zu können als die Kollegen und sich über Niederlagen zu ärgern – das hat’s ausgemacht. Dann hat ein paar Jahre nach meiner Kündigung mein damaliger Arbeitgeber die erste Redaktion geschlossen und vor ein paar Wochen hat die zweite Lokalredaktion dichtgemacht. Minus 20 – Surreal weiterlesen