Minus 20 – Surreal

Am Sonntag bin ich durch Warstein gelaufen. Ich hab da eine wunderschöne Jugend erlebt, lange in einer damals ziemlich lebendigen Stadt gearbeitet. Damals gab es drei Zeitungen – ziemlich viel für so eine kleine Stadt. Aber als Journalist hat das Spaß gemacht – schneller, witziger, besser sein zu können als die Kollegen und sich über Niederlagen zu ärgern – das hat’s ausgemacht. Dann hat ein paar Jahre nach meiner Kündigung mein damaliger Arbeitgeber die erste Redaktion geschlossen und vor ein paar Wochen hat die zweite Lokalredaktion dichtgemacht.

Was die verbleibenden Kollegen jetzt noch motiviert? Ich weiß es nicht – die können schreiben was sie wollen. Weil ihnen niemand mehr auf die Finger schaut, weil niemand besser, schneller, unterhaltsamer ist. Warum ein kleines Skandälchen aufdecken, wo man doch alle Zeit der Welt hat und niemand einem zuvorkommen kann?

Ich bin hier der letzte, dem leid tut, was da passiert. So ist das Leben nun mal und Journalisten – zumindest die besonderen – haben immer ganz gut für sich sorgen können.

Ich hab dann ein Foto gemacht, bei “Mütherichs” vor der Tür, einst die erste Adresse in Warstein – heute nur noch ein Rattenloch. Die Dinge ändern sich halt und man hält es nicht auf, Was lässt man zurück außer Erinnerungen? Eigentlich nichts…Ich freue mich auf neue Städte, auf Wien, Mostar, Tiflis, Lemberg, Kirkenes und Agadir.

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