2. Etappe: Schalomkloster Pupping (5. – 8. April)

Die Nacht haben wir auf einem Feld bei Regensburg verbracht und sind dann am Nächsten Morgen zum Franziskanerkloster Pupping/Österreich aufgebrochen, wo wir uns mit Carsten Hille verabredet haben. Carsten hatten wir vor Jahren auf der Suche nach einem Gärtner kennengelernt und als wertvollen Ideengeber insbesondere auf der spirituellen Ebene auch schätzen gelernt.

Nach 6 Monaten Ayurveda-Kur und Goa-Urlaub nutzt Carsten die Atmosphäre des Puppinger Shalomklosters, um in der Heimat nach der Indientour nicht allzu hart aufzuschlagen.

Ich erzähle ihm von meinem Traum, “Aussteigerberater” zu werden und er gibt mir wichtigen Input dazu. Wie immer wenn ich mit Carsten spreche spüre ich, dass er mir wertvolle Wege weist, auch wenn er sich dessen vielleicht gar nicht bewusst ist.

Gemeinsam kommen wir zum Schluss, dass man sich vielfach nur trauen muss, ein Schild aufzustellen, auf dem steht, was man kann und was man machen möchte. Die hochenergetische Umgebung hier und die Gespräche mit Carsten untermauern meinen Entschluss, noch mehr zu ändern, als wir es die letzten Monate schon getan haben. So kommt’s mir echt dämlich vor, hier mit der Motzkarre und ‘ner blitzenden Wohnkabine aufzutauchen, weil’s echt keinen interessiert.

Natürlich werde ich meinen einzigen Besitz nicht aus dem Gefühl heraus den Armen schenken, aber ein Nachdenken über Wertigkeiten und Prioritäten sollte immer mal drin sein. Jetzt muss ich ins Bett, morgen ist um 7 Uhr Messe.

Das Leben im Franziskanerkloster Pupping

Es ist unser zweiter Tag im Kloster. Die Spiritualität, die einem hier entgegenbrandet ist so ganz anders als die, mit der ich mich in den letzten Monaten zuhause befasst hat. Bruder Fritz und seine Gemeinschaft warten nicht auf die Hilfe des Herrn, beten sein Ankunft nicht herbei und erflehen auch nicht seinen Beistand für das ein oder andere körperliche Gebrechen oder die aktuelle finanzielle Notlage. Da ist eine tiefe Gläubigkeit und eine Standfestigkeit in moralischen und theologischen Dingen, die man mit einer modernen offenen Kirchengemeinde nicht vergleichen kann. Das verbietet sich auch. Die einen erhoffen sich das Paradies, die anderen wissen, dass es kommen wird.

Diese Unbeirrbarkeit möchte ich von hier mitnehmen soviel ich kann!

Beim Frühstück fragt mich Henni, wie ich geschlafen habe im Wohnmobil. Ich sage “Besser als zuhause!” und mir schießen die Tränen in die Augen, als mir zum ersten Mal mit Macht bewusst wird: “Dieses Zuhause gibt es nicht mehr!”

Bei der Arbeit werde ich zum Stallausmisten eingeteilt und wie ich da so fege fällt mir auf, dass mir niemand mehr Zeit stehlen kann. Ich habe genug, mir würde es nicht auffallen. Wie unsäglich reich ist das denn? Ich habe Zeit, endlich Zeit…

Ich frage mich, warum nicht viel mehr Menschen hier sind und weiß die Antwort: Weil sich zu wenige auf die Suche machen…Niemand der hier wäre, könnte sich ernsthaft der Anziehungskraft dieses Ortes und seiner Menschen entziehen.

Eine kleine Geschichte…

Im Klostergarten der Franziskaner zu Pupping sagt der Esel zum Muli:“ Du, ich bin reinrassig!“ Da sagt das Muli zum Esel: „aber ich bin wenigstens halb ein Pferd!“

Beide sind Brüder und denken oft traurig an die Mutter Eselin, die vor ein paar Tagen gestorben ist. Ein Vater ist auf beide stolz und trauert um die eine.

Abschied

Am Montag nach Gottesdienst und Frühstück geht es weiter in Richtung Wien. Die Gemeinschaft verabschiedet uns herzlich und wir sind sicher, dass wir nochmals herkommen werden, vielleicht auch mal für etwas länger. Über Nacht hat mich der Strom verlassen und die mobile Solaranlage läuft nicht wie sie soll. Auf dem Weg nach Wien machen wir Pause in der Wachau. Landstraße spart uns die Autobahngebühr und die Aussichten entlang der Donau sind unbezahlbar.

Gefahrene Kilometer: 1080 (135 Tag)
Ausgegeben: 340 Euro (42 €/Tag)

Hier mehr erfahren über das Franziskanerkloster Pupping

4 Gedanken zu „2. Etappe: Schalomkloster Pupping (5. – 8. April)“

  1. Ich greife mal auf ” Dieses Zuhause gibt es nicht mehr”, es ist schon anders geworden bei meiner täglichen Zustellung. Wir hatten ja eigentlich nicht viel miteinander zu tun, aber doch immer mal ein paar Sätze , ein Schmunzeln und dann dieses Aussteigerthema. Sehr verlockend, wer will es eigentlich nicht auch gerne. Ich wollte einfach nur mal sagen, dass plötzlich an einem Haus auf der Zustellung nichts mehr so ist, wie es mal war. LG Dagmar

    1. Hallo Dagmar, dieses Rausrennen wenn das gelbe Auto kam war mir zum Schluss aber auch ein wichtiger Ritual. Halt mich auf dem laufenden, wenn’s bei euch losgeht!

  2. Lieber Udo und liebe Sylvia,
    es war schön das Ihr hier gewesen seid und gerade lese ich zum ersten Mal Euren tollen Blog! Ich bin angefangen mit MINUS 47 TAGE und dem Bericht “KLEBRIGE FINGER” und habe dann von Euerer zweiten Etappe in’s Kloster Pupping hier nach Österreich gelesen. Großartig wie Ihr all die Schwierigkeiten gemeistert habt “beim Aussteigen” und Euch jetzt zu neuen Horizonten aufmacht. Jetzt wird langsam der viele Ballast von Euch abfallen. Das zuviel an materiellen Dingen, das zuviel an Zeitdruck, an Erwartungshaltungen, an Vorschriften , Sicherheitssystemen und so weiter an dem WIR alle im Westen leiden . Wundert Euch nicht, wenn Ihr eines Morgens ohne Magendruck und gut gelaunt aufsteht. Das Leben ist schön. Haut rein!
    Alles Gute Carsten Hille

  3. Hallo Ihr Beide,
    wir wünschen Euch eine sichere Fahrt und viele tolle Eindrücke,
    bleibt gesund und ohne Blessuren, alles Liebe für Euch,
    B.& R.

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