Vorab: Die Alde-Gasheizung 3020 HE war bis zum 9. Dezember 2019 eigentlich der ruhende Pol in all dem Stress und Theater, den wir bislang auf unser damals schon 10 Monate andauenden Tour durch Europa, die Türkei und den Kaukasus neben all den schönen Momenten erleben mussten und durften. Die Heizung war und ist immer noch das beste an der Nordstar Camp 8S SE.
Am 9. Dezember 2019 hatten wir mit unserer Nordstar-Kabine Camp 8S SE an einem winzigen Fischerhafen an der Schwarzmeer-Küste kurz vor Boutumi einen wundervollen Stellplatz gefunden, als gegen 7 Uhr in der Früh der Feind das Feuer auf uns eröffnete.
Ich hielt die beiden ungeheuren Explosionen inklusive Druckwelle zuerst für Polenböller, die Jugendliche unter unser Auto geworfen hatten. Die Möglichkeit, dass man auf uns schoss mit Leuchtgranaten konnte ich auch nicht ausschließen. Erst der Rundgang um unser Auto brachte angesichts des fehlenden Deckels des Abgas-Kamins der ALDE 3020 erschreckende Erkenntnis: Es hatte eine Gasexplosion gegeben. Diese hatte den Deckel des Kamins zerbrochen.
Für mich war klar, dass das etwas mit dem LPG-Gas in Georgien zu tun haben musste, denn beide Flaschen waren frisch gefüllt. Das Gas wird zwar gefiltert, aber ob das ausreicht? Wie auch immer: Die Heizung verweigerte seitdem ihren Dienst und funktionierte nur noch im Elektro-Betrieb. Also waren Stellplätze mit Strom oder günstige Nachttemperatur-Prognosen unsere Wegweiser auf den rund 7000 Kilometern von Tiflis bis nach Tanger.
In Thessaloniki erhofften wir uns Hilfe vom legendären Camperstop. Hier wurden wir allerdings nur von einem recht arroganten Mitarbeiter darauf hingewiesen, dass er von ALDE eigentlich keine Ahnung habe und ich es mal mit ordentlichem Gas versuchen sollte.
Einen möglichen Grund für unseren Urlaubs-Supergau sollte erst der Wohnmobil-Experte Wolfgang Müller analysieren.
Irgendwann erreichen wir den Camperpark bei Torrox, auf dem auffallend viele Morellos überwinterten. An einem dieser Luxusliner schraubte mein Nachbar herum und holte nach einem Tag mit dem Kopf in den Innereien des riesigen Wohnmobils eine ALDE 3020 hervor, deren Kessel aus irgendwelchen Gründen undicht geworden war. Wir kommen ins Gespräch und Wolfgang outet sich als Experte für Wohnmobilheizungen.
Schon nach meinem Bericht vermutet: “Das lag nicht unbedingt am Gas!” Er schaut sich meine Heizung an und stellt fest: “Der Kamin muss eigentlich in gerader Linie und ständig aufsteigend nach außen geführt werden!” Bei mir hatte der viel zu lange Schlauch für eine Art Syphon gesorgt und in der Ausbuchtung musste sich Kondenswasser gestaut haben. Ob nun ein verstopfter Kamine oder schlechtes Gas der Auslöser war – schwer festzustellen im Nachhinein.
jens Heinrich vom Wohnkabinencenter ist sehr interessiert am Thema und recherchiert von Deutschland aus, spricht mit Alde und den Leuten von Karosser in Schweden: “Die Ursache für die Verpuffung in der Alde Heizung wird von Alde selber auf eine Ansammlung von Additiven bzw. Ölen im Gas zurückgeführt. Durch eine intensive Nutzung der Kabine auch in Regionen mit weniger sauberem Gas kann es sein, dass trotz vorgeschalteter Gasfilter etwas durchgeht”.
Und weiter: “Die Sackbildung im Abgasrohr wird vermutlich ihr übriges zu der Situation beigetragen haben. Dort haben sich Ablagerungen dieser Bestandteile bilden können. Ob das Rohr nun durch die dauernden Erschütterungen auf den vielfach sehr schlechten Pisten oder durch den “Umfall” (Unfall mit Umkippen) in der Mitte durchgesackt ist, wird sich nicht mehr abschließend klären lassen. In jedem Fall hat sich Nordstar der Sache angenommen und prüft derzeit eine solidere Befestigung und Verlegung des Abgasrohrs.”
Wissen allein bringt eine explodierte Gasheizung aber nicht wieder auf den Weg zurück ins Leben, zudem mit der nicht automatisch anlaufenden Umwälzpumpe ein zweites Problem zu lösen ist. Diese hatte ich vermutlich bei meinen laienhaften Reparaturversuchen inkl. 350-Euro-Platine “gekillt”.
Wolfgang öffnet den Revisionsdeckel der Alde 3020, entfernt den Lüfter und hat den “Täter” gefunden: Lüfterdeckel ist verbogen, die Heizung zieht Fremdluft und der Lüfter läuft unrund. Zum Glück hat Wolfgang einen Lüfter dabei und wir staunen nicht schlecht, als die Alde 3020 beim ersten Versuch Gas annimmt und schnurrt wie ein Kätzchen. Selbst die Pumpe bringt Wolfang nach einer durchgegoogelten Nacht wieder in Schwung. Ich hatte nichts kaputt gemacht. Durch das Kontrollieren der Platine und den Wiedereinbau hatte sich das System resettet und ich hatte in den Grundeinstellungen schlicht die Pumpe nicht aktiviert.
“Die machst du aber erst an, wenn der Schlauch ordentlich verlegt ist” – spricht’s und drückt mir eine Eisensäge in die Hand. Ich entferne über eine Meter an überflüssigem Material und verlege das Rohr vorschriftsgemäß. In den abgeschnittenen Teilstücken entdecke ich die Zeugen der Explosion, die das innere Metallrohr quasi aufgedröselt und dann endgültig verstopft hatten.
Haben Sie ähnliche Erfahrungen mit der Alde 3020 oder mit Gasexplosionen an anderen Geräten? Es wäre schön, wenn hier etwas zusammengetragen würde, denn solche Explosionen können auch mal bös’ ins Auge gehen.
Der TÜV Nord definiert eine vorschriftsmäßige Verlegung des Abgasrohres wie folgt:
“Die Abgasführung der Gasheizung muss unbedingt auf ihrer ganzen Länge steigend und mit mehreren Schellen und nötigenfalls mit Abgasrohrstütze festmontiert verlegt sein. Das Abgasrohr muss sowohl an der Heizung wie am Kamin dicht und fest angeschlossen sein und darf keine Beschädigungen aufweisen. “
Übrigens: Der Wohnmobilhändler muss die zuverlässige Verlegung der Abgasrohre nicht im gelben Prüfbericht bescheinigen, sondern darf sich auf die Hersteller-Bescheinigungen verlassen. Hier wird also im einzelnen nach Auslieferung eines Neufahrzeuges nicht geprüft, ob die Anlage ordnungsgemäß montiert ist oder nicht. Das birgt schon ein gewisses Risiko, insbesondere wenn zu Veränderungen im Produktionsprozess kommt.
Erst die Wiederholungsprüfung erfordert nach zwei Jahren eine intensive Prüfung auch der Abgasanlage.
In meinem Fall hat Karosser AB (Schweden) die grundsätzliche Genehmigung zum Einbau der ALDE 3020 als Typengenehmigung erhalten. Diese Typengenehmigung beinhaltet, dass die Din-Normen eingehalten werden.
Nordstar hat allerdings viele hundert Kabinen da draußen, bei denen nicht die Heizung „explodiert“ ist. Diese Kabinen sind auch nicht mehrere 10.000 km über Stock und Stein gefahren, haben nicht aus LPG Flaschen Gas aus vielen abgelegenen Regionen dieser Erde bekommen und haben noch nicht auf der Seite gelegen . Das Team vom Wohnkabinencenter hat auf jeden Fall sofort reagiert und wir suchen nun gemeinsam nach der möglichen Ursache.
Hallo Udo,
über das Forum bin ich auf deinen Blog gekommen.
Beim Lesen habe ich mich hin und wieder gefragt, ob du die richtige Kabine für deine Reise gewählt hast…
Vielleicht wärst du mit einer leichten und kompakten Popup Kabine geländetauglicher unterwegs.
Sei´s drum…
Was ich allerdings gar nicht nachvollziehen kann ist deine Erklärung für die Explosion:
=> Für eine Verbrennung benötigst du 3 Dinge:
1) Gas
2) Sauerstoff
3) Funke
Wobei 1 und 2 zusammen ein zündfähiges Gemisch ergeben sollten.
Wenn nun die Abgasanlage verstopft, müssten sich die Abgase im Zweifel bis ind en Brennraum zurückstauen, sodass kein zündfähiges Gemisch entstehen kann.
So müsste jedes Fzg mit einer Banane im Auspuff in die Luft fliegen… :-/
Kannst du mir deine Herleitung der unkontrollierten Verbrennung mit einer verstopften Abgasanlage erklären?!?
Weiterhin gute Reise und beste Grüße
Markus
Hi Markus,
Ich muss während meines Aussteigerjahres arbeiten. Das heißt, dass ich sehr viel Zeit in der Kabine verbringe und recht selten draußen unter der Markise rumfläze. Daher ist die Größe schon mal das Minimum. Die Geländetauglichkeit ist ja auch gegeben. Aber das ist ein Thema, dass man so in einem Blog nicht ausdiskutieren kann. Ausgerissene Halteösen sollen nicht sein, in keinem Fall.
Die andere Sache: was da explodiert ist weiß ich natürlich auch nicht, aber ich gehe mal davon aus, dass Frischluftzufuhr und Abgas-Ableitung eine wichtige Rolle spielen für das Funktionieren einer Heizung. Es entsteht irgendwo ein ungesundes Gemisch, u.U. gerät zündfähiges Material in den Auspuff, die Anlage zündet munter weiter.
Letzten Endes ist das ja auch nicht der Punkt: Mit einem optimal verbauten Rohr wäre die Explosion wahrscheinlich ohne weiteren Schaden für die Anlage vonstatten gegangen. Ich hätte mich kurz geschüttelt und hätte weiterheizen können. Durch die Beule im Schlauch war das Innenrohr total zerfetzt und der Lüfter verbogen, was bei ordentlicher Verlegung des Rohres wahrscheinlich nicht passiert wäre. Relevant ist für mich, dass in der Anlage über 1,50 Meter Schlauch in Schleifen verbaut war und es keine Rohrstützen gab, sodass sich die nicht korrekte bauliche Situation ergab, die in einer Folge-Gas-Prüfung so nicht abgenommen worden wäre. Das ist das einzige, was wirklich nachweisbar ist
a. Rohr nicht stetig ansteigend
b. Keine Rohrstützen
beides wird von der Norm verbindlich verlangt, beides Fehlanzeige bei mir.