König Antiochos I Teos und der Nemrut – Der Gottkönig im Berg –

König Antiochos I Teos (69 – 34 vor Christus) war ein besonderer König – er war reich und er hat es geschafft, sich in der Fülle von Herrschern im damals noch größtenteils hellenistisch geprägten Anatolien einen Sonderstatus zu erarbeiten und im Gedächtnis der Welt über die Zeit zu retten.

Heute ruht der König auf 2150 Metern- wahrscheinlich auf ewig – im Mount Nemrut in der Nähe der Provinzhauptstadt Adyaman. Bis heute ist es keinem Forscherteam gelungen, den Eingang zur Grabanlage zu finden und so wie es aussieht werden dazu auch keine Initiativen mehr ergriffen. Grund dafür: Um an die Grabkammer zu gelangen, müsste der komplett von Menschenhand aufgeschüttete Gipfel wieder abgetragen werden. Dies wäre nicht zu finanzieren und würde auch die zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannte Kultstätte zu 100 % zerstören.

Ein Blick von der Ostterrasse auf den aufgeschütteten Berggipfel.

Die Architekten des Königs haben ganze Arbeit geleistet und ihren Auftrag erfüllt: Niemand wird die Ruhe des Königs stören – auch wenn Archäologen sich mit teils unorthodoxen Mitteln Zugang zu verschaffen suchten. So setzte die als “Queen of the Mountain” in die Geschichtsbücher eingegangene Nemrut-Pionierin Theresa Goell sogar Dynamit ein, um den Zugang freizubomben – vergeblich: Der massive Sprengstoffeinsatz hinterlies nur eine kaum sichtbare Mulde im monumentalen und weithin sichtbaren Geröll-Haufen.

Zur Geschichte des Königreiches Kommagene

Das Reich der Kommagene war in der Zeit um Christi Geburt ein Puffer zwischen den damaligen Weltmächten. Antiochos I verwies auf einen Stammbaum, der sich angeblich mütterlicherseits bis zu Alexander dem Großen zurückverfolgen ließ, väterlicherseits bis zu Darius I, dem legendären Großkönig der Perser. Allerdings: Antiochos schrieb sich seine eigene Geschichte: Alexander der Große hatte keine Kinder…

Antiochos war offensichtlich ein guter Geschäftsmann, der zum einen zwischen den Mächten vermitteln und zum anderen in Krisenzeiten Ausweichrouten für die Händler auf der Seidenstraße anbieten konnte.

Die reale Geschichte des Antiochos I ist überliefert und spannend: Als Antiochos den Thron bestieg war Kommagene das einzige im Osten des römischen Reiches noch nicht unterworfene Volk. An Antiochos Hauptstadt Samosata bissen die Römer sich die Zähne aus.

Antiochus bewies Verhandlungsgeschick und der römische Konsul Lucullus zog seine Truppen ab. Politisch geschickt agierend verheiratete Antiochus eine Tochter mit dem damaligen Perserkönig, der sich nach einem Sieg über die Römer deren Provinz Syria einverleibt hatte.

Für kurze Zeit herrschte Frieden, aber 38 vor Christus gelang Marcus Antonius der entscheidende Sieg über die Perser. Antiochos blieb zwar neutral und konnte sein Königreich bewahren, er machte sich allerdings mit der Aufnahme vieler Flüchtlinge keine Freunde in Rom. Man wurde sich nicht einig und abermals rannten die Römer gegen Antiochos Hauptstadt an – wiederum vergeblich.

Antiochos starb jung und sein Sohn – Mitradates II – konnte das erfolgreiche Abwehren der Römer nicht fortsetzen. Kommagene wurde Teil der römischen Provinz Syria.

Dem historischen Samasota machten übrigens die Türken selbst den Garaus: Die Stadt versank in den Fluten des Atatürk-Staudamms.

Wer die Anlage heute besucht kommt sofort ins Grübeln, z.B. darüber, wo sich der Eingang zur Grabkammer befinden könnte und auch darüber, wie der Berggipfel wohl ausgesehen hat, bevor Antiochos I den Nemrut zu einer Kultstätte machte. Wahrscheinlich war der ursprüngliche Berggipfel gar nicht der höchste Gipfel der Region. Allerdings hatte er das Potential, mit ein paar Nachbesserungen zu einem weithin sichtbaren Monument zu werden.

Ich unterstütze die Theorie, dass auf dem ursprünglichen Gipfel des Nemrut eine Grabkammer in den Berg gebohrt wurde. Anschließend wurde der 50 Meter hohe Gipfel künstlich aufgeschüttet – entweder mit bereits”bewohnter” Grabkammer oder mit einem Zugang, der nach der Beisetzung zerstört wurde oder durch das Gewicht des Berges kalkuliert zusammenbrach.

Durch diese geniale Technik ist die Grabstelle – wahrscheinlich – auf ewige Zeiten vor Grabräubern und Archäologen geschützt. Um an die letzte Tür zu gelangen, die Zugang zur Grabkammer des Antiochos I gewährt, müsste der gesamte Berg abgetragen werden und das ist schlichtweg unmöglich.

Archäologisch ist auch ohne Öffnung der Grabkammer noch einiges zu tun. Errosion und kletternde Touristen setzen der Anlage sehr zu und ohne aufwändigste Restaurationen wird die Anlage – bis auf die Bergspitze – Stück für Stück verfallen.

Ein gutes Beispiel ist das so genannte Löwen-Horoskop. Es handelt sich dabei um ein Relief, das genaue Daten zum Geburtstag des Antiochos liefert. Nach der Entdeckung der Tafel war man hoch erfreut über den tollen Zustand – es hatte tausende von Jahren auf dem Kopf gelegen. Allerdings setzten die kommenden 50 Jahre dem Relief derart zu, dass es so gut wie zerstört ist.

Es gibt zwar noch einen hervorragenden und rekonstruierbaren Abdruck des vollständigen Reliefs – dies ist aber dann nicht das Original, sondern nur eine Kopie.

Hier mehr über interessante Ausgrabungsstätten in der Umgebung des Mt. Nemrud erfahen: www.vertellervanhetoude.nl


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